Dem Anstaltsleiter ins Gesicht gespuckt

■ Nicholas Ingram wegen eines vor 12 Jahren begangenen Mordes hingerichtet

Jackson/Georgia (dpa) – Trotz heftiger Proteste in Großbritannien und eines letzten Gnadenappells des Erzbischofs von Canterbury ist der 31 Jahre alte gebürtige Brite Nicholas Lee Ingram in den USA wegen Mordes hingerichtet worden. Auch ein etwaiges Gnadengesuch des britischen Premierministers John Major hätte nichts geholfen, sagte der Vorsitzende des für Begnadigungen zuständigen Ausschusses von Georgia, Wayne Garner, am Sonntag im BBC-Fernsehen. Die Mutter Ingrams hatte den britischen Regierungschef vergeblich bestürmt, zugunsten ihres Sohnes bei den US- amerikanischen Behörden vorstellig zu werden. Ingram starb am Freitag abend in Jackson (Bundesstaat Georgia) um 21.06 Uhr Ortszeit auf dem elektrischen Stuhl. Kurz zuvor hatte ein Berufungsgericht einen zweiten Aufschub der Exekution aufgehoben.

Ingram, der als Einjähriger mit seinen Eltern aus dem britischen Cambridge in die USA gekommen war und die Staatsbürgerschaft beider Länder besaß, war an seinem 20. Geburtstag zum Tode verurteilt worden. Er hatte am 3. Juni 1983 ein Ehepaar in dessen Haus in Marietta (Georgia) überfallen und ihm mit vorgehaltener Waffe 60 US-Dollar geraubt. Anschließend entführte er die Eheleute in ein Waldgebiet, fesselte sie an einen Baum und schoß sie nieder. Der Ehemann wurde getötet, die Frau überlebte und konnte Ingram identifizieren.

Vor seiner Hinrichtung zeigte Ingram angeblich keine Erregung. Er habe auf eine letzte Mahlzeit und ein letztes Wort verzichtet und statt dessen dem Anstaltsleiter ins Gesicht gespuckt, berichteten Beobachter. Anschließend habe er sich ohne Sträuben auf den elektrischen Stuhl gesetzt. Ingram war der 19. Verurteilte, der in Georgia seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1983 hingerichtet wurde. Es war in den USA die erste Exekution eines gebürtigen Briten seit 1936. In Großbritannien wurde die Todesstrafe bereits 1965 abgeschafft.

Die britische Sonntagszeitung Sunday Telegraph hat die lange Dauer zwischen Urteil und Hinrichtung Ingrams kritisiert. „Man sagt, daß diese Verzögerung schon für sich eine grausame Strafe darstellt“, hieß es in der Sonntagausgabe des Blattes. Nicht die Todesstrafe an sich sei für diese Verschleppung verantwortlich zu machen, sondern die große Zahl „liberaler Anwälte“, hieß es.