Alfred Dregger leidet, Rita Süssmuth schimpft

■ Streit um rechten 8. Mai-Aufruf / Hans Apel zieht Unterschrift zurück

Berlin (dpa/AFP/taz) – Knapp vierundzwanzig Stunden hielt er stand und kaum wurde aus der SPD-Baracke Kritik laut, zog er zurück. Der frühere Verteidigungsminister Hans Apel distanzierte sich gestern von seiner Unterschrift, die er unter den Aufruf der rechtskonservativen „Initiative 8. Mai“ gesetzt hatte.

Die 300 Unterzeichner des Appells wenden sich dagegen, den 8. Mai „einseitig als Tag der Befreiung“ zu charakterisieren. Er war am Freitag in der FAZ als Anzeige erschienen. Unterzeichnet wurde er unter anderem von Peter Gauweiler (CSU), Heinrich Lummer (CDU) und vom amtierenden Entwicklungshilfeminister Carl-Dieter Spranger (CSU). Nach der SPD-Rüge wurde Apel kleinlaut: „Ich habe meine Unterschrift zurückgezogen, weil ich diese 'Gesellschaft' nicht mehr mag.“

Seinen Schritt ließ die „Initiative 8. Mai“ nicht kühl. Initiator Heimo Schwilk beschwerte sich in einem Brief an Apel über den „linken McCarthyismus“ der SPD- Führung und darüber, daß Apel seine Unterschrift zurückgezogen habe, „nur weil findige ,Antifa-Journalisten‘ möglicherweise zwei oder drei Reps unter dem Aufruf entdeckt haben“. Der Konflikt um den Appell mobilisierte neue prominente Unterzeichner. Gestern leisteten die Soziologen Ute und Erwin Scheuch ihre Unterschriften, Maja Oetker und auch General a.D. Günther Kießlings gesellten sich hinzu.

Der Ehrenvorsitzende der CDU-CSU Bundestagsfraktion, Alfred Dregger, verteidigte den Aufruf. Er sagte, es sei falsch, „das Empfinden für die Niederlage zu verdrängen“. Dafür zog er die Kritik von Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth auf sich. Sie betonte, der 8. Mai 1945 sei der Tag der „Befreiung von der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft“. Ohne die Befreiung hätte es kein Ende der „mörderischen Diktatur“ gegeben. Ignatz Bubis äußerte sich im WDR-Hörfunk als Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland. Für ihn zählen die Unterzeichner zu den „Ewiggestrigen, die am liebsten alles, was zwischen 33 und 45 passiert ist, fortsetzen würden – vielleicht in einer gemäßigteren Form, ohne gleich Völkermord zu betreiben“. Guido Westerwelle, Generalsekretär der FDP sagte gestern, die Unterzeichner argumentierten unglaubwürdig, weil sie vermeintliche Einseitigkeit mit ebensolcher Einseitigkeit kritisierten. roga