Kommentar: Operation Mission
■ Im HipHop der Glaubensbewegung
Da hat Bremen nun also passend zum Frühlingserwachen auch seine Erweckung. „Jesus is life“, sangen gestern 700 Jugendliche auf dem Weg durchs Viertel. Nach Jahrzehnten antiautoritär gespeister kritischer Ablehnung genießt der Alleroberste wieder einen guten Ruf bei den Kids. Gott ist hip. Auf Hamburgs Meile stehen Kreuzzüge hoch im Kurs, das Happening trägt Heiligenschein.
Das läßt sich die Kirche durchaus was kosten: Mit 250.000 Mark schlägt das Ostertreffen Kerben in Spendentöpfe und Klingelbeutel. Aber was ist das schon, wenn der Nachwuchs anschließend die Missionsarbeit und eine ansonsten unbezahlbare Werbekampagne übernimmt? Außerdem Peanuts im Vergleich zu der Show von Billy Graham, welche die Allianz im vergangenen Jahr organisierte: Die Großevangelisation des 74jährigen Religionsentertainers aus Amerika, dessen via Satellit vom Himmel sprechende Zunge in weltweit 300 Orte übertragen wurde, kostete acht Millionen Mark.
Die Amerikanisierung des Glaubens hat die Jugendlichen erfaßt: „Operation mobilisation“, „Jesus is life“ – wie Cheerleaders rufen sie zum Gebet. Aber Erlebniswelt hin oder her. Wie lange kann die Kirche verbergen, daß sie angesichts des auch durch sie ausgelösten Elends in der Welt vielleicht einiges mit Jonglage zu tun hat, aber an einer ernsthaften Aufarbeitung ihrer eigenen Geschichte wenig Interesse zeigt? Dora Hartmann
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