40 Millionen Mark für den Abriß

■ Wirtschaftssenator will vor der Wahl noch schnell das Ex-AG-Weser-Gelände freimachen

200 Millionen Mark privater Investitionsgelder sollen für eine Tourismus-Attraktion „Space-Park“ auf der alten AG „Weser“-Brache nach Bremen gelockt werden, so versprach es Wirtschaftssenator Claus Jäger. Seit mehr als einem Jahr nun werden diese Investoren gesucht – bis heute sind sie nicht gefunden. Das geht aus einer internen Verwaltungs-Vorlage hervor. 40 Millionen sollen stattdessen, wenn es nach dem Wirtschaftsressort geht, noch kurz vor den Wahlen für den Space-Park bewilligt werden – allerdings staatliche Gelder. Zehn Gesellschafter sollen „die spätere Betriebsgesellschaft“ bilden, finden Bremens Wirtschaftsförderer. Die großen Investoren fehlen aber noch. Und so haben sich die DASA, die die Idee aus Werbe-Gründen gut findet, wenn andere dafür zahlen, eine Projektgesellschaft, die den großen Auftrag haben will, und das Land Bremen zusammengetan. Schon heute ist klar: Ganz privat läßt sich der Space-Park doch nicht finanzieren, und so soll die Stadtgemeinde Bremen in das Großprojekt einsteigen – zehn Prozent der Anteile nur, heißt es jetzt noch – und fürs erste 38 Millionen für Abrißarbeiten und zwei Millionen allein für die Planungen hinlegen.

Nachdem die Wirtschaftsförderer zum Jahreswechsel schon einmal 7,2 Millionen für Abriß-Arbeiten und Verkäufe auf dem Gelände bewilligt hatten, sollen nun 38 Mio dazukommen: Trägerbauhalle – Abriß für 1,7 Mio., Vorfertigungshalle – Abriß für 4,5 Mio., Profilhalle, Brennhalle, diverse Kräne – alles kommt weg.

Vor einem Jahr hatten Bremens Wirtschaftsförderer die Stahlbauhallen, die Maschinenbauhallen, diverse Krananlagen und den Grunau-Anteil am großen Bockkran auf dem AG „Weser“-Gelände für insgesamt 14 Millionen Wirtschaftsförder-Gelder gekauft. In der neuen Beschlußvorlage, die am 28.4. durch die Wirtschaftsförderungs-Ausschüsse gehen soll, finden wir diese alten Bekannten wieder: Stahlbauhallen, 1994 zum Verkehrswert von 6,93 Mio gekauft – Abrißkosten 1995: 3,3 Millionen. Maschinenbauhallen, 1994 zum Verkehrswert von 6,67 Mio gekauft – Abrißkosten 1995: 1,8 Millionen. Der Bockkran war mit EU-Millionen aufwendig instandgesetzt und mit einer bis ins Wasser reichenden Kranbahn versehen worden, 1994 kaufte die Stadt die restliche Hälfte von Grunau – Abrißkosten 1995: 1,2 Millionen.

Zu den reinen Abrißkosten von insgesamt 17,4 Millionen kommt hinzu, daß die alten Hallen in den Büchern der städtischen Gesellschaften mit phantastischen Werten stehen: ein Anlagevermögen von 20,7 Millionen wird mit dem Abrißbagger auf Null gesetzt, die Staatskasse muß es ersetzen. Plus zwei Millionen für die „Projektgesellschaft“, die „das gesamte AG-Weser-Gelände nach einem insgesamt zum Space Park passenden Konzept“ entwickeln will. Macht in der Summe 40,1 Millionen.

Ein Blick zurück: Am 3.Oktober 1988 geht es in der Wirtschaftsdeputation auch um das AG-Weser-Gelände. Das Wirtschaftsressort stellt das Konzept „Zentrale Montage- und Umschlagsstätte für den Großanlagenbau“ vor, die Stadtgemeinde kauft die Geländeteile, die ihr nicht gehörten. Der CDU-Vertreter ist skeptisch angesichts der geplanten 40 Millionen-Investition: es fehle eine „Kosten-Nutzen“-Rechnung“, das Konzept mache sich zu abhängig von einem Unternehmer – Grunau. Die SPD setzt sich darüber hinweg und beschließt den „Großanlagenbau“, insbesondere auch den Ausbau der Bahn für den Bockkran. Seit 1990 liegt das Gelände nun wieder weitgehend brach, nicht einmal die Pacht mußte der Unternehmer Grunau zahlen.

Januar 1994, Bericht des Wirtschaftsressorts über den bevorstehenden „Neuanfang auf dem AG Weser-Gelände“, Dornier hat für mehrere hunderttausend Mark ein Gutachten erstellt. Auszug: „Der Erfolg der AG-Weser-Anlage wird sich in dem Maße einstellen, in welchem erkannt wird, daß das Konzept von einem Montage- und Umschlagsstandort zu einem Logistik-Standort weiterentwickelt wird.“ Kommentar des Wirtschaftsressorts damals: „Damit ergibt sich für Bremen die Möglichkeit eines neuen Anlaufs...“, Voraussetzung: Bremen muß die alten Hallen und den Bockkran kaufen, „um das Gelände in seiner Gesamtheit auf der Grundlage der Erfahrungen der letzten zehn Jahre optimal zu strukturieren“ und zu einem „Montage- und Logistik-Standort“ planvoll zu entwickeln. Für 200.000 Mark soll Dornier ein „Anschlußgutachten“ entwickeln.

Ein Jahr später: alles Papierkorb. Stück für Stück werden die Millionen für den Abriß beantragt und die neue Idee propagiert. Wirtschaftsförder-Vorlage: „Der Space-Park Bremen ist grundsätzlich ein privat finanziertes Projekt, kann aber ohne die Unterstützung der Stadt nicht realisiert werden.“ K.W.