Unterm Strich

Die Familie der verfolgten Schriftstellerin Taslima Nasrin wird in Bangladesch von radikalen Moslems unter Druck gesetzt. Ihr Vater müsse in Dhaka Schutzgelder an eine Gruppe von Moslems zahlen, berichtet Nasrin in einem Interview mit dem Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe). „Unbekannte haben seit meiner Flucht die Apotheke meines Vaters schwer beschädigt.“ Außerdem habe ihre Schwester den Job verloren und finde keine Anstellung mehr, sagte die von religiösen Fanatikern bedrohte Autorin, die sich seit August letzten Jahres im Asyl in Schweden befindet. Der Fundamentalismus könne nur bekämpft werden, wenn die wirtschaftlichen Probleme gelöst seien und alle Menschen Zugang zu Bildung und Ausbildung hätten, sagte Taslima Nasrin. Sie glaube an den Satz: „Gebildete Menschen sind aufgeklärte Leute.“ Die 33jährige Autorin und Ärztin, deren Buch „Scham“ dieses Jahr auch in Deutschland erschienen ist, wurde wie Salman Rushdie von radikalen Moslems zum Tode verurteilt. Auf sie wurde ein Kopfgeld von 5 000 Dollar ausgesetzt. Die schwedische Regierung gewährt ihr Asyl und bezahlt ihre Leibwächter.

Die in Düsseldorf lebende Autorin Ingrid Bacher soll neue Präsidentin des westdeutschen PEN-Zentrums werden. Diesen Vorschlag unterbreitet das Präsidium der Autorenvereinigung im jüngsten Rundbrief an die Mitglieder. Der derzeitige PEN-Präsident Gert Heidenreich hatte im Februar nach heftiger Kritik wegen seines Eintretens für eine Vereinigung mit dem ostdeutschen PEN-Club auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Ingrid Bacher, 1930 in Rostock geboren und in Berlin aufgewachsen, gehörte seit 1958 zur „Gruppe 47“. Sie hat bisher Prosatexte wie die Romane „Das Paar“ und „Der Tarotspieler“, Kinder- und Jugendbücher, Fernsehspiele sowie Theaterstücke geschrieben. Neuer PEN-Generalsekretär soll der Berliner Rechtsprofessor und Autor Uwe Wesel werden. Bacher und Wesel stellen sich bei der Mitgliederversammlung vom 18. bis 20. Mai in Mainz zur Wahl. Bis jetzt haben 130 der 500 Mitglieder ihr Kommen angekündigt. Heidenreich hatte im Vorfeld erneut angeregt, in Mainz über eine mögliche Vereinigung mit PEN-Ost zu debattieren. Eine Reihe von Autoren – darunter Peter Härtling und Lew Kopelew – haben beantragt, diesen Punkt zu vertagen.