Uno feuert russischen Kommandeur

■ General war an Schwarzmarkthandel mit Serben beteiligt

Zagreb (taz) – Erstmals seit Beginn der Mission der Blauhelme in Ex-Jugoslawien ist ein UN-General seines Postens enthoben worden. Sofort nach der offiziell ausgesprochenen Entlassung gestern nachmittag sollte der russische Generalmajor Aleksander Pereljakin in seine Heimat zurückreisen. „Generalmajor Pereljakin ist wegen professioneller Verfehlungen seines Postens enthoben worden“, erklärte UN-Chefsprecher Michael Williams im Hauptquartier der Blauhelme in Zagreb.

Pereljakin war Befehlshaber der UN-Truppen im sogenannten Sektor Ost, den serbisch besetzten Gebieten im Osten Kroatiens. Seine Ablösung wurde schon längere Zeit erwartet, da an dem Verhalten der russischen UNO-Truppen Kritik laut geworden war. So hatten die kroatischen Medien immer wieder über den Schwarzhandel der russischen UNO-Truppen berichtet. Vor allem Benzin wurde demnach von den Russen an die Serben in Ostslawonien verhökert.

Schwerer als der Schwarzhandel wiegt jedoch, daß schwere Waffen aus Serbien in die serbisch besetzten Gebiete Kroatiens und damit in die von der UNO kontrollierten Gebiete gelangt sind. Noch vor drei Wochen wollte die UNO solche Berichte nicht bestätigen, obwohl Beobachter der USA mehrmals auf diese Umstände hingewiesen hatten. In der kroatischen Öffentlichkeit wird die Anwesenheit russischer UNO-Truppen als Provokation gewertet.

Die russischen UNO-Truppen hatten im Oktober 1993 eine „Siegesparade“ des serbischen Rechtsradikalen Seselj zum 1. Jahrestages der Eroberung Vukovars erlaubt und sich damit nach Meinung der Kroaten offen auf die serbische Seite gestellt. Berichte über gemeinsame Feiern von serbischen Verbänden mit russischen UNO- Soldaten machen immer wieder die Runde. Bei der UNO in Zagreb wird nun nicht ausgeschlossen, daß mit dem Fall Pereljakins die gesamte UNO-Mission der Russen in Kroatien in Frage gestellt werden könnte. Ein belgischer Offizier wird voraussichtlich Nachfolger des Russen. Erich Rathfelder