Späte Aufklärung

■ Geständnis elf Jahre nach Mord an Lehrerin

Nach elf Jahren hat die Bremer Polizei jetzt offenbar den Mörder der Musiklehrerin Dagmar Bösser festgenommen. Nach den Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft hat der 40jährige, seit letztem Jahr arbeitslose W. in der Nacht zum Mittwoch seine Tat nach anfänglichen Versuchen, alles abzustreiten, gestanden. Nach den Angaben der Staatsanwaltschaft wird die Anklage auf Mord lauten. Durch eine routinemäßige Aufarbeitung alter, nicht identifizierter Spuren mit dem Automatischen Fingerabdruck Identifizierungssystem (AFIS) des Bundeskriminalamtes ist die Polizei erst vor kurzem auf die richtige Fährte gekommen.

Die 36jährige Dagmar Bösser war am 28. Mai 1984 in ihrer Wohnung erstochen worden. Die Obduktion hatte Spuren von einer versuchten Vergewaltigung ergeben. Ein Teilfingerabdruck des möglichen Täters auf der Wohnungstür half der Polizei zunächst nicht weiter, landete aber in der Spurensammlung nicht identifizierter Spuren.

Erst AFIS hatte bei der routinemäßigen erneuten Untersuchung dieses Teilfingerabdrucks mehrere mögliche Täter ausgespuckt. Unter ihnen befand sich auch W., der 1988 wegen einer Vergewaltigung erkennungsdienstlich behandelt und verurteilt worden war. Obwohl W. bis 1982 im gleichen Haus wie Dagmar Bösser gewohnt hatte, war er bei den Ermittlungen vorher nie in den Kreis der Verdächtigen geraten.

Umso überraschender an W.'s umfassendem Geständnis war deshalb für die Polizei, daß W. bis zur Tat eine lose Beziehung zu der jungen Frau gehabt hatte. Dabei sei es aber nie zu mehr als dem Austausch von Zärtlichkeiten gekommen. Am Tag der Tat sei W. alkoholisiert und mit der Absicht, mit Dagmar Bösser zu schlafen, zu ihr gekommen. Darüber habe es Streit gegeben, in dessen Verlauf er sie mit „etwas Spitzem“ erstochen habe.

Bereits 1975 war W. wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von acht Jahren verurteilt worden. Trotz dieser Vorstrafe hat die Bremer Polizei während der Verhöre von W. den Eindruck gewonnen, daß er den Mord an Dagmar Bösser nie hat aufarbeiten können. keg