Mehr Klos für die Bremer Strandszene

■ Café Sand in neuem Gebäude und mit Ganzjahresbetrieb / Das Bier wird 50 Pfennig teurer

Die Atmosphäre ist hin, jammern manche ViertelbewohnerInnen. Und meinen mit „Atmosphäre“ wahrscheinlich die himmlische Leichtigkeit des Provisoriums: Das alte Café Sand war nur ein Gast auf Erden, zeltete an der Weser über die Sommermonate und kam dann wieder in die Kiste. An Sonnentagen aber tummelten sich auf den Bänken und noch lieber auf dem strapazierten Gras picknickende Punkcliquen, schmusende MotorradfahrerInnen sowie zahllose Mütter mit säurefesten Kleinkindern. Selbstverständlich völlig formlos. Das Café Sand war eine Insel, weit draußen vor den Toren der Stadt. Jetzt ist es stationär und das ganze Jahr über täglich ab 11 Uhr geöffnet. Schade, oder?

„Ach was“, meinte gestern bei der Schlüsselübergabe Dieter Stratmann, der Geschäftsführer von Hal Över GmbH und Verein, „die Atmosphäre war nicht mehr zu halten, denn die Sanitäranlagen und die Arbeitsbedingungen waren unerträglich“. Nun gibt es eine Außendusche für Bademutige und mehr Toiletten. Vergrößert wurden auch die Küchenräume, außerdem mit einer Entlüftung versehen – „die Leute mußten da ja manchmal bei 40 Grad arbeiten“, sagt Stratmann. Bessere Arbeitsbedingungen heißt auch, daß man nun nicht mehr mit Saisonkräften, sondern mit zehn fest Angestellten arbeitet.

Ob sich die Wartezeit vor der Theke dadurch verkürzt? Nicht unbedingt, meint der Geschäftsführer, man habe zwar die Arbeitsabläufe verbessert, aber handhabe die Schlange durchaus auch politisch: „Denn mehr Leute verkraftet das Gebiet einfach nicht“. Weswegen auch der neue Innenraum nur Platz für etwa 150 Gäste bietet.

Verbessert hat sich die Umweltverträglichkeit: Das Niedrigenergiehaus aus Holz ist zur Weserseite hin mit einer Fassade aus Wärmeschutzglas versehen, das Brauchwasser wird wiederbenutzt, und statt der oft beanstandeten Abwassergrube wurde eine Druckleitung zum Kuhhirten gelegt. Entworfen hat den lichten Bau der Bremer Manfred Schomers. Auf manche wirkt das Gebäude von weitem zwar wie ein Bootshaus, doch bei der dreischiffigen Innenstruktur hat Schomers eher an eine Basilika gedacht – „selbstverständlich nach Osten ausgerichtet“.

Zwei Millionen kostete der Bau. Das holen die bestimmt über die Preise wieder rein, unken Stammgäste. „Ach was“, sagt Dieter Stratmann, „wir erhöhen nur geringfügig und liegen dann immer noch im unteren Niveau“. Schließlich finanziere man über das Café den Fährbetrieb mit. Für einen halben Liter Bier müssen die Gäste künftig 50 Pfennig mehr, nämlich 5.50 Mark berappen, für einen Kaffee 30 Pfennig mehr. Die Preise für Speisen bleiben gleich. Allerdings wurde die Speisekarte erweitert. Man kann sich allerdings auch künftig sein Vesper mitbringen, wobei das die Betreiber auch künftig nicht so gern sehen.

Daß sich in dem gläsernen Stelzenbau jetzt ein schickeres Publikum einfindet, glaubt der Hal Över-Geschäftsführer nicht. Die Zeiten des rein alternativen Publikums seien aber ohnehin längst vorbei. Schon in den letzten Jahren hätte sich so mancher Cabriolet-Fahrer auf dem Strandweg gebrüstet (langfristig soll der Strandweg gesperrt werden).

So elegant das Café von weitem aussieht, gläsern bis unters Dach – von innen macht es einen schlichten Eindruck: Balustraden ohne jeden Schnörkel, simple Bistrostühle, wenig gleißendes Metall, dafür viel weißlasiertes Holz. Und vor dem Eingang eine rustikale lange Bretterrampe – damit sich die Leute den Sand von den Füßen treten. Viel kommt an Schmuck auch nicht mehr dazu: ein Vorhang, vor allem ein paar Pflanzen... Nur draußen wird's nie wieder so grün wie einst: Die Kletterweide am Anleger ist geköpft. Sie störte den Wasserablauf und die Sicht auf das Ankerverbotsschild, fand das Wasser- und Schiffahrtsamt. cis

Eröffnung am Samstag um 19 Uhr mit Musik und Osterfeuer.