■ Linsen Soufflé
: Kassenmagneten und Männer mit Schwimmhäuten

Vor ein paar Jahren behauptete ein Produzent, er würde jedes legale Mittel anwenden, um Kevin Costner zu kriegen und jedes illegale um einen Vertrag mit Arnold Schwarzenegger zu machen. Inzwischen haben sich die Gewichte verlagert. Als größte Kassenmagneten gelten zur Zeit Tom Hanks, der Oscar-Sammler, und, man glaubt es kaum, Sylvester Stallone. Sly hat gerade den Deal des Jahres ausgehandelt: Für die Hauptrolle in Rob Cohens Thriller „Daylight“ bekommt er 17,5 Millionen Dollar plus eine lukrative Beteiligung am Einspiel. Damit ist der Mann mit der berühmtesten Augenlidschwäche der bestbezahlte Schauspieler Hollywoods. Das kann sich natürlich alles schlagartig ändern. Zum Beispiel wenn Hanks neuer Film „Apollo 13“ ein Flop werden sollte (nicht sehr wahrscheinlich), wenn Costners Dollargrab „Waterworld“ ein Hit wird (Hohoho!), wenn Schwarzenegger endlich den schwertschwingenden Kreuzritter in „Crusade“ gibt und mit einer Gewaltorgie die Kids verzaubert (äußerst wahrscheinlich) oder wenn niemand Stallone in „Daylight“ sehen will. Aber das glaubt im Augenblick kein Mensch. Denn der Katastrophenschinken hat alles, was der „italienische Hengst“ braucht, der sich nach seinen peinlichen Ausflügen in die Welt der Komödie wieder auf seine Muskel- und Samenstränge verläßt. Sly wird einen Notarzt geben, der mit einer Reihe weiterer Überlebender nach einem gräßlichen Unfall mitten im New-Yorker Holland Tunnel eingeschlossen wird. Die Kids lieben so was. Und vielleicht ist ja auch „Waterworld“ gar nicht so mies. Immerhin gibt es schon ein Projekt, das sich an den erhofften Erfolg der Wasserwüste anhängt: Warner hat die Rechte an „Sphere“, Michael Crichtons Unterseemärchen von 1987, käuflich erworben. Von Crichton verfilmen sie zur Zeit („Congo“ ist gerade abgedreht) jeden Einkaufszettel. „Sphere“ zumindest – es geht um ein paar Wissenschaftler, die in der Tiefsee ein außerplanetarisches Gefährt finden – ist grottenschlecht und stinklangweilig. Mal schauen, ob Barry Levinson daraus einen Film machen kann. Die Hauptrolle wurde noch nicht vergeben. Für Schwarzenegger ist das nichts, zwei Stunden unter Wasser, die Muskeln im Gummianzug, die Gesichtskanten hinter Glas. Nee, nicht mit Arnie. Costner fällt auch aus, dem wachsen schon Schwimmhäute, wenn er nur an Wasser denkt. Aber Dustin Hoffman kommt gut mit Maske, siehe „Outbreak“. Oder doch gleich Onkel Tom Hanks? Vielleicht, erst mal abwarten, wie er sich als Astronaut macht. Bruce Willis? Gott bewahre! Außerdem ist er gerade dabei, in der Dean-R.-Koontz-Thriller-Adaption „Mr. Murder“ den Titelpart zu übernehmen. Oder besser gleich eine Frau? Bei Ridley Scott und „Alien“ hat das ja damals auch funktioniert. Einer, den die Jagd auf Hauptrollen nicht die Bohne interessiert, ist der zutiefst sympathische Harrison Ford. Harry hat gerade den zweiten Drehbuchentwurf zum vierten „Indiana Jones“ abgelehnt. Aber das hat nichts zu bedeuten, der Mann läßt sich halt Zeit. Bei „Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“ war Ford schließlich auch erst mit dem fünften Entwurf zufrieden. Karl Wegmann