Kommentar: Pflege als Dumping
■ Sparpreis auf Kosten der Beschäftigten
Keinem soll es durch die Pflegeversicherung schlechter gehen als vorher. Mit diesem Versprechen ist Gesundheitssenatorin Irmgard Gaertner bei rund 12.000 Bremer Pflegebedürftigen im Wort. Und tatsächlich ist bisher kein einziger Fall bekannt geworden, in dem einem von ihnen durch die Einführung der Pflegeversicherung tatsächlich ein Nachteil entstanden wäre.
Für die rund 1.000 Bremer Beschäftigten im Pflegebereich gibt es – zum Beispiel von Arbeitssenatorin Sabine Uhl – ein ähnliches Versprechen allerdings nicht. Und das ist sicher kein Zufall. Denn schon zwei Wochen nach Inkrafttreten der Pflegeversicherung zeigt sich jetzt, daß sich mit deren Leistungen qualifiziertes Personal einfach nicht anständig bezahlen läßt. Das zwingt die Pflegedienste geradezu in die Rolle von Schwarzarbeit-Organisatoren. Denn nur mit einer Mischung aus Festangestellten, StudentInnen und unterbezahlten Honorarkräften ohne Sozialversicherung läßt sich bei einem Brutto-Stundensatz von 38,50 Mark wirtschaften, ohne auf direktem Weg in die Pleite zu rasseln.
Bleiben die Bremer Pflegekassen bei diesem auch bundesweit einmaligen Dumping-Preis, wird allerdings auch die Sozialsenatorin bald ihr Wort brechen müssen. Denn kompetente Pflege ist von unterbezahlten und im Minutentakt hin- und hergescheuchten Pflegekräften wohl kaum zu erwarten. Dirk Asendorpf
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