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Krach in der CDU wegen zwei Frauen

■ Parteispitze zog „Seiteneinsteigerinnen“ eigenen Frauen vor

„Die Kränkung durch den Seiteneinsteigerkult hat zu viele Mitglieder stark getroffen“, schreibt der CDU-Landesdelegierte Mathias Henkel empört. Es sei ein „Experiment mit der Schmerzgrenze der eigenen Mitglieder“. Auf der Wahlversammlung der CDU, auf der die Landesliste aufgestellt worden war, hatte der Landesvorstand überraschend eindeutige Vorschläge für die vorderen aussichtsreichen Plätze gemacht. Neben den verdienten alten Namen zwei in der CDU Unbekannte: Sybille Winther, Chefsekretärin des Wirtschaftsrates der CDU, sollte als „Seiteneinsteigerin“ auf Platz 10, Brigitte Dreyer, bis vor kurzem noch SPD-Ortsvereinsvorsitzende, auf Platz 13 der CDU-Liste kommen.

Die Delegierten konnten nicht anders als zustimmen. Um eine demokratische Willensbildung zu ermöglichen, fordert Henkel, sollten Vorstands-Vorschläge aber mindestens 24 Stunden vorher den Delegierten schriftlich vorliegen. „Ich kenne beide Kandidatinnen nicht“, schreibt Henkel. Das Instrument „Seiteneinstieg“ sei eigentlich für solche KandidatInnen gedacht, die als Personen in Bremen bekannt seinen – wie etwa Nölle. Sonst könne das nur heißen, die Bremer CDU habe derartig qualitative Kräfte, daß sie gute KandidatInnen außerhalb der Partei suchen müsse. Die eigenen Leute, die „auch die Tiefen der CDU durchlitten haben, ohne sich entmutigen zu lassen, sollen weiter das Deck schrubben“, während andere, die „bei der SPD in der ersten Reihe mitgespielt haben“ und nun „als Opportunisten das sinkende Schiff (SPD) verlassen“, in der CDU gleich auf einen sicheren Platz kämen (Dreyer, Platz 13).

Abgeschlagen auf Platz 35 ist zum Beispiel Almut Haker gelandet. Sie und ihr Stadtverband Schwachhausen hatten sich gute Chancen auf einen sicheren Platz – unter 30 – ausgerechnet. „Als Europakandidatin auf aussichtslosem Platz war sie gut genug“, schimpft Henkel. Für die Bürgerschaft würden ihr andere vorgezogen.

Die andere Kandidatin, die Chancen auf einen sicheren Frauen-Platz gehabt hätte und so nur auf Platz 38 landete, ist Margarethe Schmidtmann, Sekretärin und seit Jahrzehnten „rechte Hand“ des Landesvorsitzenden Neumann im Bremer CDU-Haus.

Interne Antwort des CDU-Fraktionsvorsitzenden Peter Kudella auf die Frage, warum die zwei sicheren Plätze nicht mit eigenen qualifizierten Frauen besetzt wurden: „Wir haben ja keine.“ K.W.

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