Türkische Truppen wollen doch noch bleiben

■ Generalstab widerspricht Çiller

Ankara/Washington (AFP/ dpa) – Der türkische Generalstab hat Berichte, nach denen der Abzug türkischer Truppen aus dem Nordirak bevorsteht, dementiert und damit Ministerpräsidentin Tansu Çiller deutlich widersprochen. Ein Sprecher des Generalstabs sagte am Dienstag in der südosttürkischen Provinzhauptstadt Diyarbakir, lediglich eine 3.000 Mann starke Brigade sei bisher zurückverlegt worden. Mehr sei auch „gegenwärtig weder geplant noch vorgesehen“, erklärte der Armeesprecher. Çiller hatte am Montag in New York einen „wohlüberlegten und etappenweisen Rückzug“ aus dem Nordirak angekündigt. Die türkische Presse hatte außerdem berichtet, der Truppenabzug werde bis Mitte Mai abgeschlossen sein. Unterdessen beläuft sich die Zahl der im Nordirak getöteten PKK-Rebellen nach türkischen Angaben auf rund 500, die der gefallenen türkischen Soldaten auf 70. Der amerikanische Präsident Bill Clinton will heute bei seinem Treffen mit Çiller in Washington auf einen Rückzug der türkischen Truppen dringen. Die USA würden zwar das Recht der Türkei, die in den Norden Iraks fliehenden PKK-Rebellen zu verfolgen, anerkennen. Clinton werde jedoch Çiller an ihr Versprechen erinnern, daß die Aktion in Umfang und Dauer begrenzt sei. Bei Kämpfen zwischen der Armee und der PKK sind gestern im Südosten der Türkei mindestens 23 militante Kurden ums Leben gekommen. Nach Angaben des regionalen Sicherheitszentrums in Diyarbakir wurden 17 Separatisten im Teufelsgebirge in der Provinz Bingöl getötet.

Der türkische Schriftsteller Yasar Kemal, gegen den die Behörden wegen „separatistischer Propaganda“ ermitteln, hat sich nach dem Verbot des von ihm mitverfaßten Buches „Die Meinungsfreiheit und die Türkei“ an die europäische Menschenrechtskommission gewandt. Das bestätigten die Anwälte Kemals am Dienstag in Ankara. Das verbotene Buch enthält Beiträge von insgesamt 20 türkischen Autoren.