„Furchterregender Gedanke“

■ Atomkonferenz: Butros Ghali und Kinkel warnen vor Verbreitung der Atomwaffen

New York (AFP/dpa/taz) – „Die sicherste und schnellste Art, mit der Bedrohung durch Atomwaffen umzugehen, ist, sie abzuschaffen“, sagte UNO-Generalsekretär Butros Ghali zur Eröffnung der Konferenz über die Verlängerung des Atomwaffensperrvertrages in New York. Ohne Namen zu nennen, kritisierte er diejenigen der 178 Unterzeichnerstaaten, die heimlich versuchten, sich die Technologie zur Herstellung von Massenvernichtungswaffen zu beschaffen. Dies sei eine furchterregende Vorstellung angesichts der ethnischen Konflikte in der Welt.

Für eine unbegrenzte und bedingungslose Fortschreibung des Abkommens sprach sich gestern erwartungsgemäß auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel aus. In seiner Rede heißt es: „Nach dem Ende der Ost-West-Konfrontation ist der Atomwaffensperrvertrag unentbehrlicher denn je.“ Forderungen, den Vertrag nur befristet zu verlängern und seine Neuauflage mit Bedingungen – etwa einer Verpflichtung der fünf offiziellen Atommächte (USA, Rußland, China, Frankreich, Großbritannien), vollständig abzurüsten – lehnte Kinkel ab: „Das hieße nur denen in die Hände spielen, die einen Vorwand zur Rechtfertigung ihrer eigenen nuklearen Ambitionen suchen.“ Damit spielte er auf die Haltung von Ländern wie Indien an, die den Vertrag wegen seiner „Doppelmoral“ kritisieren.

US-Außenminister Warren Christopher sprach von einem „der wichtigsten Verträge aller Zeiten“, der entscheidend für den Weltfrieden sei. Seine Regierung reagierte unterdessen „sehr beunruhigt“ auf die Pläne Chinas, zwei 300-Megawatt- Reaktoren an den Iran zu liefern.

Greenpeace-Aktivisten ketteten sich zur Konferenzeröffnung gegenüber dem UNO-Gebäude an den Eingang der US- Botschaft und protestierten lautstark gegen die angestrebte Verlängerung des Sperrvertrags: „Die USA wollen das Nuklearzeitalter für immer festschreiben, indem sie einen Vertrag permanent machen, der sein Hauptziel der nuklearen Abrüstung verfehlt hat“, hieß es in ihren Flugblättern. Seiten 9 und 10