Nur mit Megakredit

■ Neues von DreamWorks / Die Firma Sony zieht sich aus Hollywood zurück

Permanent scheint die amerikanische Filmindustrie um sich selbst zu kreisen, nicht genau wissend, wie die paradoxe Situation zu bewältigen ist: nie war finanzielles Investment in Hollywood so unsicher wie heute, wo es der Industrie doch so gut geht wie zuvor höchstens 1960, im Frühstadium der televisuellen Revolution. Zu spüren ist die Unsicherheit speziell bei den japanischen Hardware-Produzenten, die in den letzten Jahren verstärkt in die audiovisuelle Software-Produktion eingestiegen waren. Bestes und aktuelles Beispiel: der Sony-Konzern. Er hatte schon heftige Verluste einstecken müssen, nachdem er 1989 Columbia/Tri Star zurückgekauft hatte. Jetzt spielt Sony mit dem Gedanken, die MCA-Studios an Seafram Entertainment zu verkaufen. Darin spiegelt sich, was der Haken ist am aktuellen Boom in der Filmindustrie: Zwar hat Hollywood im vergangenen Jahr 5,4 Milliarden Dollar eingespielt, dank einer Reihe von neun Filmen, die allesamt über 500 Millionen Dollar brachten.

Andererseits war es gerade dieser Kurs, der die Kosten der Filmproduktion so enorm in die Höhe getrieben hat. Jack Valenti, in Europa der bestgehaßte Funktionär der amerikanischen Gatt-Lobby, berechnet die Kosten zur Herstellung, Verkauf und Distribution eines durchschnittlichen amerikanischen Films auf 50 Millionen Dollar. Entsprechend fatal können die Verluste sein. Schon jetzt gilt Kevin Costners „Waterworld“ als das Jahrhundertdesaster, mit 150 Millionen in den Sand gesetzten Produktionskosten, als Flop einer der Enkel von „Kleopatra“ oder „Ishtar“.

Je mehr sich diese Entwicklung zuspitzt, desto mehr ist das amerikanische Kino auf das Ausland angewiesen, den Verkauf der Abspiel-, Fernseh- und Videorechte an erfolgreichen Filmen: Auf jeden Dollar, den ein Film in Amerika einbrachte, kommen zwei auf dem internationalen Markt. Auf diese Situation ist Sony offenbar weniger gut vorbereitet als DreamWorks, die Vereinigung der Prinzipalen Spielberg, Geffen und Katzenberg. Die Firma hat sich ihre Liquidität nun durch die Beteiligung des Software-Billionärs Paul Allen gesichert, der auf diese Weise 18,5 Prozent der Rendite einstreichen darf. Auch die Chemical Bank ist eingestiegen mit einem Zehnjahresvertrag, der DreamWorks für die Dauer einer Dekade eine Art Kredit von 1 Milliarde Dollar garantiert. Aus Bankerkreisen verlautet, dies sei Standard für die Errichtung eines Studios, nur sei eben die Laufzeit dem großen Vertrauen geschuldet, das die Chemical Bank in die drei Moguln setzt. mn