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Badenwerk bedenkt Ersatzziel für Castor

Die Betreiber des Atomkraftwerks in Philippsburg wollen ihre abgebrannten Brennelemente nicht unbedingt nach Gorleben bringen / Verärgerung im Bundesumweltministerium  ■ Von Jürgen Voges

Hannover (taz) – Für den am Montag geplanten ersten Castor- Transport vom Atomkraftwerk Philippsburg ins Wendland will jetzt niemand mehr verantwortlich sein. „Wenn der Weg für den Castor nach Gorleben abgeschnitten sein sollte, können wir ihn auch in die Wiederaufarbeitung nach La Hague bringen“, sagte gestern ein Sprecher des Badenwerk AG, das gemeinsam mit der Energieversorgung Schwaben das AKW Philippsburg betreibt.

Mit dem Transport nach Gorleben wolle man aus wirtschaftlichen Gründen den Weg in die direkte Endlagerung von abgebrannten Brennelementen eröffnen, erläuterte Badenwerk-Sprecher Lutz Fleischer. Zugleich bestätigte er aber, daß das Badenwerk auch zu einer anderen Lösung bereit wäre, falls die Politiker einvernehmlich den Transport nicht mehr wollten.

Im Bundesumweltministerium haben diese Äußerungen der Betreiberseite erhebliche Verärgerung ausgelöst. „Bei dem Castor- Transport lassen wir uns den Schwarzen Peter nicht zuschieben“, sagte gestern eine Sprecherin von Angela Merkel. „Uns kann es völlig egal sein, ob die neun Brennelemente aus Philippsburg zwischengelagert werden oder in die Wiederaufarbeitung gehen“, fügte sie hinzu. Falls das Badenwerk an der Zwischenlagerung in Gorleben kein Interesse mehr hätte, sollte es den entsprechenden Genehmigungsantrag beim Bundesamt für Strahlenschutz zurückziehen.

Ein Sprecher der niedersächsischen Landesregierung kommentierte diese Auseinandersetzung gestern mit den Worten: „Alle haben noch einmal bestätigt, daß dieser Transport vollkommen unnötig ist.“ Das Land werde jetzt noch einmal auf allen Ebenen versuchen, mit einem Appell an die politische Einsichtsfähigkeit den Transport abzuwenden. Einen Erfolg bei diesem Versuch könne man jedoch nicht garantieren.

Der juristische Umgang des Landes Niedersachsen mit dem Castor hat allerdings unterdessen bei der Bürgerinitiative Lüchow- Dannenberg erhebliche Verärgerung ausgelöst. Stein des Anstoßes ist das Schrieben, mit dem das niedersächsische Umweltministerium kurz vor Ostern seine Zustimmung für die Einlagerung des Castor-Behälters in Gorleben für sofort vollziehbar erklärt hatte. In diesem Bescheid an die Gorlebener Betreibergesellschaft, der in Hannover unter der drohenden Weisung aus dem Bundesumweltministerium verfaßt wurde, fehlt nämlich diesmal jeder Hinweis auf den Druck aus Bonn. Daß Niedersachsen eigentlich die Einlagerung des Philippsburger Pannen-Castors in Gorleben für unzulässig hält, wird nicht einmal mehr am Rande erwähnt.

Vor allem der Rechtsanwalt der Gorleben-Kläger, Nikolaus Piontek, zeigte sich verärgert über diesen letzten Schriftsatz aus Hannover, weil er die Chancen bei der für Freitag erwarteten Oberverwaltungsgerichts-Entscheidung über den Transport nicht verbessert.

Die Widerständler gegen den Castor-Transport bereiten sich unterdessen zunächst auf eine Demonstration am Samstag in Dannenberg vor, zu der neben der BI Lüchow-Dannenberg und zahlreichen Umweltschutzverbänden auch die niedersächsischen Grünen aufgerufen haben. Die „Freie Republik Wendland“ ruft für den kommenden Samstag auch zu Blockadeaktionen auf. Ziele dieser Aktionen sind die Bahnanlagen in Dannenberg und die beiden dorthin führenden Gleisstrecken. Sinn der Aktionen sei es weiterhin, „den Castor zu verhindern, bevor er losfährt“. Schon heute sind eine Reihe weiterer Anti-Castor-Aktion geplant, unter anderem eine Demonstration in Göttingen.

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