■ Urdrüs wahre Kolummne
: Schnelle Staubsaugereinen

Wer je als ParzellistIn einen Kleingarten in dieser Stadt bestellte, der weiß, daß mit dem durchschnittlichen Kotzbrocken von Nachbar allenfalls das landesübliche AFB-Mitglied mithalten kann auf der nach oben offenen Miesmacher-Skala. Sich aber dazu auch noch in aller Öffentlichkeit zu bekennen, dazu gehört schon was, und deshalb würdigen wir hier und heute den Kleingartenverein Union e. V. vom Waller Hohweg mit einem Zitat aus der Pressemitteilung zur Jahreshauptversammlung im O-Ton: „Beratung gab es im wesentlichen wegen des möglichen Zuzugs von sogenannten Gartenfreunden, denen es nicht um die gärtnerische Nutzung eines Kleingartens geht. Der Vorstand wird hier bei der Vergabe von Gärten nach dem Willen der Jahreshauptversammlung ein waches Auge haben.“ Zieht die Unterwanderstiefel an und umzingelt ihr Spalierobst bis zur Aufgabe.

Als Demonstrant will er angetreten sein, der Altenteiler Friedrich Rebers, und als Rebell, laut Selbsteinschätzung im taz-Interview. Nun wollen wir ihm den demonstrativen Willen zur Luftherrschaft über den Stammtischen nicht absprechen, aber den Ehrennamen Rebell - da muß man wenigstens mal eine Sparkasse überfallen und das Geld an die Armen unter den Rathausarkaden verteilen. Oder mit Deichhauptmann Gerold Janssen auf der Baggerschaufel sitzen, mit ortsansässigen KleinkünstlerInnen Hinkelsteine auf Waffenhandelshäuser werfen oder im Club zur Vahr einen Toast auf eine revolutionäre Zukunft Kubas ausbringen. Wir warten auf Zeichen und Wunder!

In den Kleinanzeigenspalten bieten sich immer mehr Putzteufel im Adamskostüm für schnelle Staubsaugereien zwischendurch an. Ist es nicht erschütternd, daß im Elend der Massenarbeitslosigkeit diese neuen DienstleisterInnen nicht mal eine Kittelschürze vom Flohmarkt in ihr Gewerbe investieren können? Unser Tip zur praktischen Lebenshilfe: im Altkleider-Container nachschauen!

Beim guten Bäcker in Bremen gibt es jetzt das Stadl-Brot, präsentiert vom König der Volksmusik Karl Moik: „Die einfachen Dinge im Leben sind noch immer die besten... Mit viel Musik drin - probieren Sie–s aus.“ Ich habe es für Sie ausprobiert und versichere an Eides statt. Alles Lüge, nicht der kleinste Königsjodler wurde verbacken, vom Eiermann und von Patrona Bavariae ganz zu schweigen. Aber da schweigt die Verbraucherberatung natürlich!

Gehört über die plärrenden Lautsprecher der Bürgerpark-Tombola, die jeder anständigen Hanseatin ohnehin verhasster sind als der penetranteste Straßenmusikant: „Ja heute können Sie mal wieder das gewinnen, was wir alle am meisten lieben. Geld, echtes schönes Geld, zehntausend Mark auf einem Sparbuch der Bremer Sparkasse, da kommen doch Gefühle auf, hier trotz dieses Regens, Zehntausend Mark.“ Die Liebe. Eine Himmelsmacht! Immanuel Kant hätte dazu „Scheisse“ gesagt und die Zusammenhänge damit noch vor Erfindung und Patentierung der Psychoanalyse auf den Punkt gebracht...

In der Einladung zum JESUS–LIVE-Festival findet sich dieser Hinweis auf einen der Referenten: „Martin Hacker, ehemaliger Rocker aus Kiel, hat einen göttlichen Versöhnungsdienst zwischen Indianern und Weißen. Gott gab ihm die Möglichkeit, vor 20.000 Indianern sein Zeugnis zu geben und den Weißen Büffel zu sehen. Er zeigt uns ein Video und predigt.“ Der 13. Jünger aber hieß Winnetou und schwingt heute in Bremen als Motsch- oder Huntemann den Tomahawk. So läuft das mit der Reinkarnation!

Ulrich Reineking Drügemöller

PS: Nicht vergessen, beim Chablis-Trinken oder Tofu-Essen. In zehn Tagen, die die Welt bestimmt nicht erschüttern werden, wie sie es denn verdient hätte, heißt es wieder „Heraus zum 1. Mai“