Präsident von Gabun ist verärgert

■ Nach Presseberichten über angebliche HIV-Infektion einseitiger Abbruch der Beziehungen mit Frankreich

Paris (taz) – Daß die jährlich drei Millionen Francs, die er für italienische Maßanzüge aus Frankreich ausgab, bekannt wurden, hat Omar Bongo nicht besonders gestört. Wirklich ärgerlich wurde der Präsident von Gabun erst, als die französischen Medien über seine angebliche HIV-Infektion berichteten. Bongo, der das hochverschuldete zentralafrikanische Land seit 1967 ununterbrochen regiert, erklärte jetzt Frankreich einseitig den „diplomatischen Bruch“. Zuvor hatte Bongo Atteste über sein eigenes Blut, das seiner Gattin und seiner beiden letzten Kinder nach Paris geschickt, um zu beweisen, daß keiner von ihnen HIV-infiziert sei.

Die franko-gabunischen Verstimmung spielt vor dem Hintergrund eines Prozesses gegen den Modemacher Francesco Smalto. Der Italiener, der so illustre Kunden wie François Mitterrand und den marokkanischen König Hassan II. beliefert, muß sich vor einem französischen Gericht wegen Kuppelei verantworten. Er soll Callgirls engagiert haben, die den Kunden – eben auch Bongo – die Anzüge persönlich überbrachten und für ihre Dienste von den Kunden direkt bezahlt wurden.

Smalto riskiert für seine Nebentätigkeit weiter nichts als eine Geldstrafe in Höhe von mehreren Hunderttausend Francs. Der gabunische Regierungschef Bongo hingegen fürchtet um seinen Ruf. Der Gesundheitszustand des 59jährigen war ins Gerede gekommen, nachdem eine Prostituierte vor dem französischen Gericht ausgesagt hatte, er habe sich geweigert, ein Präservativ zu benutzen und sie unverrichteterdinge und unbezahlt nach Paris zurückgeschickt.

Frankreichs gegenwärtiger Regierungschef und Präsidentschaftskandidat Balladur hatte sich erst nach über einjähriger Regierungszeit auf eine einzige Afrikareise begeben. Den Regierungen in den einstigen französischen Kolonien gilt Balladur zudem als der Verantwortliche für die massive Abwertung des CFA-Franc, die in zahlreichen frankophonen Ländern im vergangenen Jahr schwere wirtschaftliche Krisen und Hungerrevolten ausgelöst hatte.

Balladurs konservativer Gegenkandidat Jacques Chirac hingegen gilt ganz im Sinne der gaullistischen Tradition als „Afrikaner“. Zu seinen prominentesten Unterstützern gehört auch der über 80jährige Jacques Foccart, die graue Eminenz der französischen Afrikapolitik, der seit der Dekolonisierung alle Fäden in der Hand hält und jeden einzelnen Präsidenten und Putschisten persönlich kennt – auch Bongo. Dorothea Hahn