951 Millionen Mark Gewinn mit Atomstrom

■ PreussenElektra-Chef Harig will den Castor in Philippsburg stehen lassen

Hannover (AP) – Hans-Dieter Harig will seinen Job in Ruhe machen können. Auch er möchte deshalb am liebsten auf den Castor- Transport von Philippsburg nach Gorleben verzichten. Der Chef der PreussenElektra warnte gestern die beiden Betreibergesellschaften des badischen Atomkraftwerks davor, den Transport ausgerechnet an dem Tag auf die Reise zu schicken, an dem in Bonn die Parteiengespräche zur Energiepolitik fortgesetzt werden sollen.

Die Veba-Tochter, die an sechs Atomkraftwerken zum Teil mehrheitlich beteiligt ist, hofft darauf, daß sich SPD und CDU auf einen Konsens in der Atomenergie einigen können. Einen „sachlichen Grund“, meint Harig, gebe es nicht, aus der Kernenergie auszusteigen. Die politischen Gründe, so war seine Rede auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz zu verstehen, sind ihm freilich geläufiger als manchem seiner Kollegen aus der deutschen Atombranche.

Die Geschäfte laufen gut. Noch stammen zwar 40 Prozent des PreussenElektra-Stroms aus Atomkraftwerken, doch die Finanzpolster könnten die Ausstiegsverluste verkraften. Der Energiekonzern hat mit 5,8 Milliarden Mark 27 Prozent mehr umgesetzt als 1993, der Gewinn blieb mit 951 Millionen Mark ungefähr gleich. Damit das Ertragsverhältnis noch besser wird, sollen in diesem Jahr 2.500 Arbeitsplätze gestrichen werden.

Ein Teil der Konzerninvestitionen wird weiterhin in die deutsch- französische Atompartnerschaft fließen, die noch immer nur auf dem Papier steht. In Geld mochte Harig den Anteil seines Unternehmens nicht beziffern, er hielt sich lieber an den Geist: „Eine Million Ingenieurstunden werden in den nächsten drei Jahren aufgewandt, um ein neues Reaktorkonzept vorzulegen.“

Ingenieurwissen sucht Harig aber auch auf der grünen Seite. Ein Konsens, mahnte er die Bonner Parteien, müsse auch für die Förderung regenerativer Energien gefunden werden. Bei der PreussenElektra liegt ihr Anteil noch bei kläglichen 0,4 Prozent. Die Entwicklung von Sonnenergie, Wind und nachwachsenden Energieträgern bedürfe jetzt vor allem der „praktischen Erfahrung“. nh