Autonome wollten Strommast sprengen

■ Tote bei Wien identifiziert

Berlin/Wien (AP/taz) – Die Wiener Behörden stehen vor einem Rätsel. Nach einem Bombenanschlag auf einen Starkstrommast nahe der Stadt konnte die Polizei zwar gestern die mutmaßlichen Täter identifizieren, doch deren Motive sind weiterhin unklar. Die beiden Männer hatten fünf Sprengfallen an dem Strommast angebracht und waren ums Leben gekommen, als eine davon vorzeitig detonierte. Bei einer der Leichen fand die Polizei eine Pistole und einen noch lesbaren Ausweis. Die Toten, 30 und 33 Jahre alt, gehörten zur Wiener Autonomenszene.

In der Nacht zum Donnerstag hatte die Polizei mehrere Razzien durchgeführt, darunter in einem Gebäude der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ) in Wien. Das Haus ist von etwa 40 Autonomen besetzt, die dort unter anderem ein Anfifa-Café betreiben. Es ist das einzige besetzte Haus in Wien. Hier hatte einer der Toten zuletzt gelebt.

Die Bombenexplosion auf einem Feld in einer abgelegenen Gegend ereignete sich bereits am 11. April. Anwohner hatten die Detonation gehört, aber nicht darauf reagiert. Ein Landarbeiter entdeckte die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Toten erst am Mittwoch. Reifenspuren in der Nähe deuteten auf die Beteiligung eines weiteren Täters hin.

An den Fundamenten des 25 Meter hohen Mastes, der eine der wichtigsten Leitungen der österreichischen Stromversorgung führte, waren etwa 50 Kilogramm Sprengstoff angebracht. Wäre die Sprengung des Mastes gelungen, wären „einige Teile Wiens eine Zeitlang ohne Strom gewesen“, erklärte Hans Haider, Generaldirektor der Stromverbundgesellschaft. Die noch scharfen Bomben mußten von der Polizei gesprengt werden. Verbindungen zu früheren Sprengstoffattentaten, deren Hintermänner in neonazistischen Kreisen vermutet werden, seien nicht erkennbar, sagte Österreichs Innenminister Caspar Einem. bam