Jazzszenen in Niedersachsen

■ Das Jazzfest Sulingen: eine der besten Adressen in Norddeutschland/ Heute spielen u.a. John Surman & Quartett

Inzwischen müssen viele norddeutsche Jazzliebhaber und -liebhaberinnen schon nicht mehr mühsam im Straßenatlas suchen, um den Veranstaltungsort eines der attraktivsten Jazzabende des Frühjahrs zu finden. In den letzten zwei Jahren hat sich Sulingen mit dem kleinen, aber feinen Fest einen guten Namen gemacht. Die Sitze im neuen Stadttheater sind bequem, die Akustik gut und der Steinwayflügel wohltemperiert. Hier spielten schon Egberto Gismonti, John Abercrombie und Uli Beckerhoff vor einem erstaunlich großen und begeisterten Publikum. Dem Pianisten John Taylor hat es im letzten Jahr so gut gefallen, daß er noch am Abend seines Auftritts versprach, beim nächsten Mal wiederzukommen.

Tatsächlich spielt er heute abend im Quartett von John Surman. Der Saxophonist und Komponist ist seit den späten sechziger Jahren einer der wenigen international Renommierten der britischen Jazzszene. Auf dem Sopran- und dem Baritonsaxophon sowie auf der Baßklarinette hat er einen ganz eigenen, spröde-sensiblen Ton entwickelt. In vielen verschiedenen Formationen – von Solokonzerten bis zu einer zehnköpfigen, reinen Bläsergruppe – hat er außerdem bewiesen, daß er ein sehr vielseitiger Komponist und Improvisator ist. In traditionellen Besetzungen war er aber eher selten zu hören. Man darf gespannt darauf sein, welchen Klang er aus einem ganz normalen Quartett herausholen kann. Heute abend spielt er mit alten Freunden: Neben dem Pianisten John Taylor haben auch Bassist Chris Laurence und Schlagzeuger John Marschall schon an den verschiedensten Projekten von Surman teilgenommen.

Aber wie immer wird der Topact in Sulingen bis zum Schluß aufgehoben. Eröffnet wird der Abend um 19.30 Uhr von der Berliner Sängerin Celine Rudolph. Begleitet von dem Pianisten Andreas Schmidt, interpretiert die deutsch-französische Sängerin ihre sehr gefällige Mischung aus Jazz, brasilianischen Klängen und französischen Chansons. Ein Kritiker wurde durch ihren Gesang sogar am Gemälde erinnert: „Denn sie setzt ihre glockenhelle Stimme auch malerisch ein – mit Klangfarben, die an impressionistische Bilder denken lassen.“

Als dritte Formation des Abends treten Gebhard Ullmann (Saxophon) und Andreas Willers (Gitarre) auf. Seit zwölf Jahren spielen sie miteinander und betreten dabei „unverkrampft und waghalsig neue Wege“. So lobte zumindest die Jury der deutschen Phonoakademie ihre Musik, die sich zwischen traditionellen Spielformen und avandgardistischen Improvisationen bewegt. Heute werden die beiden auf der Bühne durch den Schlagzeuger Bill Haynes ergänzt.

Willy Taub