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„Die sind alle total lieb“

■ Jugend-Workcamp in Bederkesa im Umweltschutz aktiv

Sie wohnen sehr idyllisch außerhalb von Bederkesa auf einem beheizten Wohn-Boot und arbeiten fünf Stunden am Tag. Die Jugendlichen in dem Workcamp der „Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste“ (ijgd), daß vom 1. bis zum 15. April andauerte, haben sich zur Aufgabe gemacht, am Rande eines großen Natur- und Vogelschutzgebietes in der Nähe von Otterndorf die Gewässerränder der Elbmündung auf natürliche Weise zu befestigen.

Claudia Schrader, 16 Jahre, eine der elf TeilnehmerInnen des Camps erzählt: „Wir werden morgens mit kleinen Bussen dort hingefahren. Wir sollen dort verhindern, daß sich das Land weiter abträgt. Es werden Holzpflöcke in den Boden gerammt und dann so „Staak-Büsche“ reingelegt. Und dann wird das immer weiter geschichtet und ein Bagger füllt das dann so auf, daß da eine Schräge entsteht. Und dann wird Schilf drauf gepflanzt!“

Was bewegt ein junges Mädchen, die Freizeit auf diese Art und Weise zu verbringen? „Ich wollte in den Ferien mal was anderes machen, aktiv was für den Naturschutz tun. Es macht mir immer so Spaß, in der Natur zu arbeiten, den Wind ins Gesicht wehen zu lassen.

Ich hab mir oft Gedanken über Umweltschutz gemacht. Aber es bringt ja nicht viel, wenn ich mir immer nur Gedanken mache und nichts tue. Und da dachte ich auch, so ein Workcamp ist mal ne Chance, da so'n Einblick zu bekommen. Vielleicht für später, was man mal machen möchte“, sagt Claudia.

Über vierzig Jahre alt sind die Ideen der „ijgd“, eines gemeinnützigen Vereins, der sich 1950 gegründet hat. Hervorgegangen ist er aus einer Schülermitverwaltung in Hannover, die sich, getragen von dem Gedanken des „Nie Wieder!“ nach dem Krieg für Völkerverständigung, Natur- und Umweltschutz, Frieden und Anti-Rassismus einsetzen wollte.

Das erste Workcamp entstand schon 1948 im Harz, half bei der Wiederaufforstung des Waldes mit und wurde auch von Kindern der englischen Besatzungsmacht unterstützt.

Wenn man Claudia Schrader zuhört, weiß man, daß die alten Ideen ganz jung sind: „Ich will auf dem Workcamp auch Menschen aus anderen Gebieten kennenlernen, ich meine, nicht nur aus Deutschland, sondern international. Ich will auch andere Meinungen hören. Daß man ein bißchen diskutiert und so.“

Zu ihrem Bedauern gibt es in Bederkesa leider nur einen Spanier. „Wir verständigen uns mit einer Mischung aus englisch und deutsch.“ Sie sollen lernen, gemeinsam zu leben, so die 16jährige.

Fünf Jungen und sechs Mädchen leben dort auf diesem Boot. „Die sind alle total lieb“, sagt Claudia. „Heute kochen wir zusammen. Wir haben auch versucht, naturbewußt einzukaufen. Hier in der Nähe ist ein Bauer, da fahren wir nachher noch mit dem Fahrrad hin!“

Mit den Arbeitern verstehen sie sich auch gut. „Nach der Arbeit war ich schon ziemlich erschöpft . . .“ die junge Naturschützerin lacht dabei. „Aber es hat irgendwie gut getan!“

Spaß hat die Gruppe ganz bestimmt. „Wir sitzen dann abends zusammen, mit Kerzen. Und machen Gemeinschaftsspiele. Gestern haben wir z.B. den Raum ganz dunkel gemacht und vorn 'ne Kerze und so 'ne alte Tapete an der Wand. Und haben dann unsere Schatten gemalt. Und dann hat jeder reingeschrieben, was wir uns vom Lager erhoffen und alles mögliche. Von uns halt. Sogar zwei Gitarren haben sie dort.“

Mit den Freunden in der Heimatstadt redet sie öfter über Umweltschutz. In der Schule würde eigentlich zuwenig gemacht in dieser Richtung. Aber Verständnis für Umweltschutz gibt es bei den Eltern: „Wir versuchen, zu Hause ein bißchen auf Mülltrennung und so zu achten“.

Claudia Schrader will bestimmt nochmal so ein Workcamp mitmachen, vielleicht auch mal auf eine Insel gehen. „Und meine Freunde zu Hause in Oberursel haben schon nachgefragt, ob ich nicht mal ein bißchen Informationsmaterial mitbringen könnte“.

Maren Cronsnest

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