Kultur lt. Vertrag

■ Ein „contract culturel“ soll alle Ressorts auf Kultur trimmen - fordert der Kulturrat ruft nach einem

Nein, einen „Kulturkampf“ werden sie diesmal nicht inszenieren, die Kulturschaffenden der Stadt. Anders als vor der letzten Bürgerschaftswahl schlägt der „Kulturrat“ jetzt moderatere Töne an. In einem neuen Positionspapier, das der Rat gestern vorstellte, gehen die Forderungen allerdings sehr viel weiter als noch vor drei Jahren. Hauptgedanke: Ein „contract culturel“ soll alle Ressorts an ihre Verpflichtung gegenüber der Kultur im Lande binden. Dazu wird auch die alte Idee einer Kulturstiftung wieder mobilisiert: „Staat, Wirtschaft und Privatpersonen“ sollen in diese tüchtig einzahlen; von den Zinsen könnte dann ein „Fond für innovative Projekte“ bezahlt werden, so die Vorstellung des Kulturrats.

Mit der neuen Initiative hofft der Kulturrat, Sponsoren und Ressorts zu einem längerfristig angelegten Engagement zu bewegen. Besonders das Wirtschaftsressort mit seinen Kultur-Highlights setze gegenwärtig eher „auf den kurzfristigen Erfolg“, so Hanne Zech vom Kulturrat. Besonders „die politische Konkurrenz der Ressorts“ (Brigitte Schulte-Hofkrüger) habe vielen Kulturinitiativen zu schaffen gemacht: Zwischen den Antragstationen Wirtschaft (FDP), Kultur (Grüne) und Bildung (SPD) sei „vieles hängengeblieben“.

Vor allem drängt der Kulturrat auf „die Festlegung verbindlicher Kriterien zur langfristigen Förderung“, auf die sich dann die Fachressorts beziehen könnten. Dabei sieht sich der Rat selbst als kompententer Partner der Behörden: Schließlich seien sämtliche Künste in den verschiedenen Rats-Sektionen seit Jahren miteinander im Gespräch. Freilich: All das sei ja eigentlich nicht die Aufgabe der Kulturschaffenden, gab Schulte-Hofkrüger zu Bedenken; die jetzt geforderte, fachübergreifende Diskussion „hätte das Kulturressort in den letzten vier Jahren leisten müssen, was nicht geklappt hat“.

Im übrigen hält der Rat auch an seinen alten, nicht erfüllten Forderungen fest. Der Haushalt des Kulturressort müsse von derzeit 1,6 Prozent auf drei Prozent des Landeshaushalts erhöht werden. Außerdem müsse der Haushalt so umgeschichtet werden, daß freie und institutionelle Kultureinrichtungen „in gleicher Weise gefördert werden“. Besonders die Freien drängt dabei die Zeit: Im nächsten Haushalt – egal, wer dann an der Spitze der Kulturbehörde steht – wird es in jedem Fall keine „Trüpel-Millionen“ geben, mit denen die Freien bisher notdürftig versorgt wurden. Mit der Diskussion des neuen Positionspapieres will sich der Kulturrat gleichwohl Zeit lassen. Verbreitet werde das Papier zwar ab sofort; ein Forum aber soll erst im Juni einberufen werden. tw