■ Mit der PET-Mehrweglüge auf du und du: Lieber einschmelzen
Berlin (taz) – PET-Flaschen seien keineswegs das Ende des deutschen Mehrwegsystems, behaupten unisono die Branchenriesen Gerolsteiner und Coca-Cola. Auch wenn Deutschland das einzige Land würde, das sich seltsamerweise ein Mehrwegsystem mit PET- Flaschen leistet, bleibe das Ziel doch die Wiederbefüllung, heißt es heute. Tatsächlich hat sich das ökologisch grundsätzlich vorteilhafte Mehrwegsystem gut etabliert. Coca-Cola hat denn auch in Deutschland eine Werbekampagne unter dem Motto „Unsere Welt – unsere Verantwortung“ gestartet. Die angeblich ökologische Großtat der PET-Einführung wird darin ausführlich gewürdigt. Das Argument: Um 92 Prozent sei mit der Plastikflasche der Verpackungsaufwand im Vergleich zu Glas reduziert worden. Von Erfahrungen des Marktes ist darüber hinaus die Rede, die zeigten, daß PET-Flaschen „im Durchschnitt etwa 25 Umläufe erreichen“. Die Praxis sieht aber schon jetzt anders aus. Thomas Fritz von der mittelständischen Brunnen-Initiative bezweifelt die Werbedaten von Coca-Cola ebenso wie der Oettinger Getränkefachhändler Jürgen Orth. „Die Plastikflaschen sind doch nach acht- bis zehnmal schon so unansehnlich, daß man die gar nicht mehr befüllen sollte“, meint Orth.
Der Umweltbeauftragte des Coca-Cola-Konzerns, Uwe Kleinert, widerspricht heftig. Er behauptet, die 25 Füllungen pro Flasche seien locker machbar. Ein bißchen Kopfrechnen zwingt ihn aber dann doch zum Geständnis. Wie konnte denn innerhalb der relativ kurzen Zeit seit der Einführung der PET-Flaschen vor drei Jahren und einer durchschnittlichen jährlichen Flaschenumlaufzahl von drei bis vier schon eine so hohe Rate erreicht werden? Die Frage mag Kleinert nicht gerne hören. Er antwortet: „Wir sagen ja nicht, daß wir die 25 Umläufe schon erreicht haben.“ Sie seien aber zu erreichen, das hätten entsprechende Markttests bewiesen. Klaus Wittmann
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