Keine Garantie für Bremerhaven

■ Posititve Vulkan-Bilanz, Bremer Millionen trotzdem erwünscht

Friedrich Hennemann, Vorstandsvorsitzender des Vulkan Verbund, ist mit dem Geschäftsjahr 1994 zufrieden. Der Konzern machte einen Umsatz von 6,02 Milliarden Mark und erwirtschaftete 56,5 Millionen Mark Gewinn. Hennemann hofft, im laufenden Jahr wieder die Dividendenfähigkeit zu erreichen. Das letzte Mal hatte der Konzern 1978 eine Dividende an seine AktionärInnen gezahlt. Ob der Vulkan 1995 tatsächlich eine bescheidene Dividende ausschütten wird, steht noch nicht fest.

Dazu haben auch die massiven Entlassungen des Bremer Vulkan Verbund (BVV) beigetragen. So entließ der Konzern im vergangenen Jahr 3.800 Menschen, bis 1996 werden mindestens weitere 3.200 gehen müssen. Auch für „Bremerhaven gibt es keine Beschäftigungsgarantie“, sagte Hennemann gestern auf der Bilanzpressekonferenz. Finanzspritzen gegenüber ist er daher nicht abgeneigt. Um die Standorte des Vulkan gut zu positionieren, „müssen sie mit ihrem Umfeld prüfen, welche EU-konformen Förderungen es gibt“. Im Klartext bedeutet das, daß Hennemann die vom Land Bremen in Aussicht gestellten 200 Millionen Mark annehmen würde.

Bereits im Mai 1994 lag dem Wirtschaftskabinett ein Positionspapier des BVV vor. Darin fordert der Konzern „ein Investitionsprogramm zur langfristigen Absicherung des Standortes Bremerhaven“. Die Politiker baten den Vulkan daraufhin, konkretere Vorschläge abzugeben. Insbesondere die Umstrukturierungen der Schichau Seebeck und der Lloyd Werft sollten dargelegt werden. Der Vulkan solle „die Bremerhavener Werften im Gesamtkonzern dauerhaft festlegen“. Selbst wenn durch eine Verflechtung der beiden Werften Arbeitsplätze abgebaut werden, müsse der Konzern vorschlagen „wie außerhalb des Werftbereichs neue Arbeitsplätze geschaffen werden können“. Nur dann „kann es zu einem fruchtbaren Dialog mit der Landesregierung kommen, auch in der Frage, welche finanziellen Leistungen denkbar sind“, heißt es in der Vorlage des Wirtschaftskabinetts.

In dem ersten Konzept hatte der BVV die bremischen Investitionen mit rund 150 Millionen Mark angegeben. Im August 1994 waren Hennemann und Kollegen dann auf 80 Millionen Mark für Schichau Seebeck und 119 Millionen Mark für die Lloyd Werft gekommen. Davon sollen allein 80 Millionen Mark für ein überdachtes Dock sein. Wirtschaftsgutachter rechnen zwischen 1994 und 1996 mit Verlusten in Höhe von rund 95 Millionen Mark. Und trotz aller Finanzspritzen aus Bremer Haushaltslöchern würden die geplanten Finanzierungsmaßnahmen nicht ausreichen, um Schichau Seebeck und Lloyd über 1996 hinaus abzusichern. ufo