Kellerkinder über Tage

■ Nach 84 Jahren ist das Grundbuchamt aus dem „Rattenkeller“ raus

Licht und luftig ist es in dem umgebauten Lagerhaus in der Hans-Böckler-Straße. Luft ist wichtig, lagern doch rund 400.000 staubige Akten des Grundbuchamtes in dem Gebäude, in dem seit Anfang Februar auch das Amt residiert.

Da die 56 MitarbeiterInnen so schnell wie möglich raus aus den Kellergewölben des Landgerichtes wollten, haben sie den Umzug an einem langen Wochenende größtenteils selbst unternommen. „Sonntag nacht um zwei Uhr habe ich die letzte Akte eingehängt, nächsten Morgen um 7.30 Uhr ging der Betrieb hier los“, sagt Sigrid Never, Rechtspflegerin und mit der Neuorganisation im Grundbuchamt betraut. Sie hatte den Umzug vorher bis aufs kleinste Detail ausgetüftelt und die Arbeitsabläufe im Amt umstrukturiert. So löste Sigrid Never das Zentralarchiv der Akten und Grundbücher auf. Jetzt arbeiten jeweils eine GeschäftstellenleiterIn mit zwei RechtspflegerInnen und zwei EintragerInnen zusammen.

Die für ihren Bezirk notwendigen Akten lagern direkt neben den Büros. „Hier muß immer viel gelüftet werden“, sagt Sigrid Never. Der Umzug hatte unter den jahrzehntealten Akten mächtig Staub aufgewirbelt, der sich in den Stahlschränken nur langsam setzte. Nach dem Umzug hatten die tragenden HelferInnen von dem Dreck Ausschläge an Mündern, Nasen und Augen.

Die Zustände im „Rattenkeller“ (taz vom 8.7.1994) hatten Amtsgerichtspräsidenten und PolitikerInnen bereits seit 1911 beschäftigt. Aber erst im Juli vergangenen Jahres hat die Stadt ein Haus des Kafferösters Rolf Schopf (Eduscho) gemietet. Der zahlte den Umbau der Lagerhalle, kassiert nun für die 3.000 Quadratmeter Fläche rund eine halbe Million Mark im Jahr. Dem Amtsgericht fehlen jetzt noch drei Millionen Mark für eine EDV-Anlage, in die die Grundbücher gescant werden könnten. Wie um 1900 wird im Grundbuchamt jedes Grundstück in Bremen mitsamt den darauf stehenden Gebäuden zwischen zwei Pappdeckeln erfaßt. ufo