Applaus im Viertel für die Polizei

■ Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt bejubeln van Nispen und die Polizei / „Inspektion City“ fürs Viertel und die Innenstadt sind geplant

Wer hätte sich das noch vor ein paar Jahren vorstellen können? Da reist ein Innensenator mit seiner Ressortspitze und leitenden Polizeibeamten im Gefolge bei den chronisch aufmüpfigen Viertel-Beiräten an, um über Polizeireform und Kriminalität in den City-Bezirken zu reden – und erntet warme Worte und noch wärmeren Applaus. „Keine Bullen, kein Krawall“ – der Spruch scheint im Viertel der Vergangenheit anzugehören. Nur wenige ZuhörerInnen waren zur Sitzung gekommen, auch das ein Zeichen für die relative Zufriedenheit mit der Innenpolitik der letzten Jahre.

Am Dienstag abend war Friedrich van Nispen bei den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt zu Besuch, um die über den Stand der Umstrukturierungen bei der Polizei und die jüngsten Entwicklungen im kriminellsten Bereich Bremens zu informieren. Die wichtigsten Ergebnisse: Wenn die Polizeireform nach van Nispen so beschlossen wird, dann wird es demnächst eine neue „Polizeiinspektion City“ geben. Die alte Inspektionsgrenze mitten durch das Viertel soll verschwinden. Und: Die Kriminalitätsziffern für die Innenstadt und das Viertel lassen hoffen. Dort ist im vergangenen Jahr die Zahl der Straftaten noch stärker zurückgegangen als im Rest der Stadt. Für die Beiräte genügend Gründe für Beifall.

„Sie haben immer ein offenes Ohr für uns gehabt. Und wenn die Polizei reagieren sollte auf das, was bei uns im Stadtteil passiert, dann hat sie das schnell getan.“ Stefan Schafheitlin von der Wählervereinigung „Wir im Viertel“ redete offensichtlich nicht nur für sich, als er seine Lobeshymne auf den Innensenator sang. Das schienen nahezu alle Beiräte aus allen Fraktionen zu teilen. Kein Wunder: Nach den extrem zugespitzen Lagen rund um das Bremer Drogeneck vor einigen Jahren hat sich die Stimmung im Viertel trotz vieler nach wie vor existierender Probleme deutlich entspannt. Ein Verdienst der verstärkten Polizeipräsenz im Viertel, und damit ein Verdienst des Innensenators, finden die StadtteilpolitikerInnen.

Die Zahlen sprechen für van Nispen. Seit 1992 registriert die Kriminalstatistik einen stetigen Rückgang der Straftaten in der Innenstadt und im Viertel, denjenigen Gebieten, die im Bremer Vergleich die Spitzenplätze einnehmen. Und im letzten Jahr ist die Zahl der Straftaten nochmal deutlich abgerutscht. In der ganzen Stadt gab es letztes Jahr 9,6 Prozent weniger Delikte als im Vorjahr, in den Citybezirken rutschte die Zahl um ganze 14,6 Prozent, referierte der Innensenator stolz.

Und das soll auch so weitergehen, trotz des schwindsüchtigen Haushaltes des Innenressorts und der Polizei. Dem begegnen nämlich Ressort- und Polizeispitze mit „Ressourcenoptimierung“. Polizeireform soll vor allem bedeuten, die Polizei effektiver zu machen, indem Reibungsverluste beseitigt werden. Solch ein Reibungspunkt verläuft bislang an der Achse Sielwall-Dobben. Dort nämlich, mitten durch das Viertel, mitten über die Sielwallkreuzung. Denn ausgerechnet dieser Straßenzug ist die Grenze zwischen den Polizeiinspektionen Mitte und Ost. „Dabei ist das kriminalitätsgeographisch ein Bereich“, sagten Innensenator und Polizei unisono. Für die praktische Arbei der Polizei hieß das im Alltag ständige Absprachen zwischen Hemelingen, von wo aus die Ost-Inspektion geleitet wird, und Schwachhausen, der Zentrale für die Inspektion Mitte. Ein höchst um ständliches Verfahren. Das soll sich nach dem Willen der Polizeireformer nun ändern, und zwar mit einer neuen „Inpektion City“, die fortan für das Gebiet von dier Oldenburger Schnellstraße bis zur Erdbeerbrücke, zwischen Bahn und Weser zuständig sein soll.

Das finden die Beiräte rundum prima. Eine Diskussion fand kaum statt. Nahezu einstimmig verabschiedeten sie einen Unterstützungsantrag für van Nispens Pläne. Der kam von den Grünen. J.G.