Sorry für die Morde, sagt der General

■ Ein hoher argentinischer Militär gibt zu, was alle wissen

Buenos Aires (AP/AFP) – Als erster hoher Offizier des argentinischen Heeres hat dessen Oberkommandierender, General Martin Balza, das Schweigen über den „schmutzigen Krieg“ des Militärs während der Diktatur von 1976 bis 1983 gebrochen. Balza räumte am Dienstag abend im argentinischen Fernsehen ein, daß die Streitkräfte während der Militärdiktatur Menschen gefoltert und umgebracht hätten. Damals seien „rechtswidrige Methoden, darunter das Auslöschen von Leben, angewandt worden, um Informationen zu erhalten“, sagte Balza. Die Streitkräfte hätten nicht gewußt, wie man Terroristen mit legalen Mitteln bekämpfen solle. Die Armee müsse die Verantwortung übernehmen. „Die Wunden der Vergangenheit sind noch nicht vernarbt“, der Moment der Wiederversöhnung sei noch nicht erreicht. Balza selbst ist bisher nicht belastet worden. – Präsident Carlos Menem, der am 14. Mai zur Wiederwahl kandidiert, hat Kritik an seiner Haltung, dieses dunkle Kapitel der argentinischen Geschichte zu schließen, zurückgewiesen. Das Militär habe vor Wiederherstellung der Demokratie 1983 alle Dokumente darüber vernichtet. Menem, der selbst unter den Militärs inhaftiert war, hatte bei seinem Amtsantritt 1989 eine Amnestie für die Verbrechen erlassen. Die führenden Militärs Jorge Videla, Jorge Anaya und Ramon Agosti waren zu lebenslanger Haft verurteilt, jedoch durch die Amnestie nach kurzer Zeit wieder entlassen worden.Kommentar Seite 10