Wird General Lebed abgesetzt?

■ Rußlands Verteidigungsminister will Kritiker loswerden

Bukarest (taz) – Der russische Verteidigungsminister Pawel Gratschow will General Alexander Lebed als Kommandanten der 14. Armee absetzen. Laut einer Anweisung Gratschows soll die in Transnistrien stationierte 14. Armee restrukturiert und ihre Truppenstärke verringert werden. Im Zuge dieser Umstrukturierungsmaßnahmen würde Lebed seinen Posten verlieren.

Der General protestierte am Dienstag in Tiraspol, der Hauptstadt des zur ehemaligen Sowjetrepublik Moldova gehörenden Transnistriens, gegen seine Absetzung. Er kündigte an, seine Demission aus der russischen Armee einzureichen, falls Gratschow es ernst meine. Lebed sagte außerdem, die Truppenstärke der 14. Armee dürfe auf keinen Fall verringert werden, da sie der einzige Stabilitätsfaktor in der Region sei.

Der Grund für die geplante Absetzung Lebeds dürfte seine herbe Kritik am russischen Einmarsch in Tschetschenien sein. Lebed hatte wörtlich gesagt, nur ein „Idiot“ habe diesen Krieg beginnen können, wobei die Kritik weniger auf Verteidigungsminister Gratschow, sondern vor allem auf Präsident Jelzin abzielte.

Ein weiterer Grund für die geplante Absetzung Lebeds dürfte auch seine Popularität in der russischen Bevölkerung in dem nach Unabhängigkeit strebenden Transnistrien und in der 14. Armee sein. Diese hat sich der 45jährige General und ehemalige Afghanistan-Kämpfer unter anderem durch häufige und klar formulierte Kritik am politischen Chaos und an der Korruption erworben.

Möglicherweise aber kommt Lebed eine Absetzung nicht ganz unrecht. Der General hat schon des öfteren seine Demission in Erwägung gezogen, trägt seine politischen Ambitionen seit langem immer wieder öffentlich vor und gilt als Anwärter auf die russische Präsidentschaft. Sollte Lebed zwangsweise abgesetzt werden, entginge er dem Vorwurf seiner Soldaten, sie ihm Stich gelassen zu haben. Keno Verseck