Stilles Gedenken im KZ Bergen-Belsen

■ Vor 50 Jahren wurde das Lager befreit

Berlin (taz) – 500.000 Menschen wandern jedes Jahr über das Gelände des einstigen KZ Bergen-Belsen, in dem auch Anne Frank an Typhus starb. Sie schauen und suchen eine Antwort. Ist das möglich: sich vorzustellen, wie es gewesen sein kann, als auf diesem Flecken Erde zwischen 1941 und 1945 100.000 Menschen ums Leben kamen?

„Es gibt keine Worte, die das Grauen dieses Ortes beschreiben können“, notierte ein englischer Sergeant im April 1945, als das Konzentrationslager befreit wurde. 50 Jahre später tun sich die Menschen noch immer schwer, das Sterben und Morden in Bergen- Belsen in Worte zu fassen. Und das ist gut so. Ignatz Bubis vom Zentralrat der Juden in Deutschland hatte gestern zur Erinnerung an die Befreiung von Bergen-Belsen eine fast meditative Veranstaltung organisiert: leise Worte von Politikern und das gesungene Gebet eines Rabbiners. Kanzler Kohl kam, aber er schwieg inmitten von 1.500 ehemaligen Häftlingen, Diplomaten und im Beisein von Israels früherem Staatspräsidenten Chaim Herzog. Ministerpräsident Schröder fand, keine Sprache der Welt reiche aus, um den Alptraum Bergen-Belsen in Worte zu fassen, Bundespräsident Herzog war sich „nicht sicher, ob wir die rechten Formen des Erinnerns schon gefunden haben“. itz