Hungerstreik ausgesetzt

■ Flüchtlinge fühlen sich provoziert

„Wir lassen uns nicht verarschen“, wetterten gestern die Bewohner des Asylschiffs. Am Donnerstag hatten sie den Hungerstreik abgebrochen, nachdem es über den Forderungskatalog mit der Sozialbehörde zu Kompromissen gekommen war. Auf der gestrigen Solidaritätskundgebung aber stellten sie klar, daß der Hungerstreik nur unterbrochen ist.

Ein Sprecher der Flüchtlinge hielt den Grund für das Aufflammen der Wut gut sichtbar in die Höhe: mehrere Scheiben verschimmeltes Brot und ein vergammeltes Sahnedessert. Das, beteuerten die Flüchtlinge, sei ihnen am ersten Tag nach dem Hungerstreik präsentiert worden. Darauf angesprochen, habe der Kapitän gesagt: „Ihr könnt froh sein, daß ihr überhaupt was zu essen bekommt.“ Außerdem habe er zwei Bodyguards eingestellt, um die Bewohner unter Druck zu setzen. „Das ist eine ungeheure Provokation.“

Ist es nicht, widerspricht Kapitän Herbert Herweck. Die zwei Wachleute eines privaten Sicherheitsdienstes seien von ihm eingestellt worden, um zu gewährleisten, daß die Sicherheitseinrichtungen auf dem Schiff regelmäßig überprüft werden können. Dies sei in den vergangenen Tagen nicht immer möglich gewesen. Die Wachleute sollen so lange bleiben, bis Ruhe eingekehrt ist. Herweck denkt, daß sie am 1. Mai wieder abziehen können. Die Kosten für die Tageswache hofft er mit der Sozialbehörde teilen zu können.

Was das Essen angeht, kann er die Wut der Flüchtlinge verstehen. „Ich hätte vielleicht auch so reagiert“, räumt er ein. „Daher habe ich mich auch sofort entschuldigt.“ Brot und Dessert aber seien wie die übrigen Lebensmittel erst am Vortag eingekauft worden. „Das waren keine alten Sachen, das müssen Sie mir glauben!“ Von 900 Broten sei nur ein Paket, von 245 Desserts einer schlecht gewesen, beteuert er. „Das kann schon mal passieren.“ Er will für stärkere Kontrollen sorgen. dah