Kommentar: Abgeblasene Wahl
■ Beißhemmung der Großen Koalitionäre
Noch zwei Wochen bis zur Wahl, aber wann bloß kommt der Kampf? BesucherInnen der wenigen Wahlveranstaltungen haben beim besten Willen noch kein spannendes Thema entdecken können. Und auch der zweiten Aufguß der Piepmatz-Affaire, der jetzt von Nölle und Wedemeier inszeniert wird, gehört ganz bestimmt nicht in diese Kategorie. Besteht doch das ganze Problem lediglich in der formvollendeten Formulierung eines Briefs nach Brüssel. So etwas eignet sich vielleicht für Showeffekte, ein ernsthafter politischer Streit steckt aber nicht dahinter. Denn nicht an einer einzigen Stelle kollidiert der vom Umweltressort geplante Vogelschutz mit den vom Wirtschaftsressort geplanten Gewerbegebieten.
Was aber ist los mit einem Bundesland, in dem partout kein Wahlkampfthema aufkommen will? Und das, obwohl der Wahlausgang diesmal offen ist wie nie zuvor in Bremen und das Land am Ende der nächsten Wahlperiode vor der Überlebensfrage steht.
Die beiderseitige Beißhemmung von SPD und CDU ist das Vorspiel für die Große Koalition. Weder Rot-Grün noch CDU-FDP-AfB können auf eine so klare Mehrheit hoffen, daß ihre Koalition nicht schon bald am Querulantentum in den eigenen Reihen zerbrechen würde. Warum also erst große Konflikte aufbauen, die die Große Koalition dann sowieso nicht austragen wird. Also lieber die Wahl schon vor der Wahl abblasen. Dirk Asendorpf
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