■ Warum macht ihr Kampfsport?: „Das lernt man auf der Straße“
Hakn Cevik, 21, Elektriker
Ich habe Taekwondo und Kickboxen gemacht. Selbstverteidigung ist jederzeit gut. Ich will mich vor Angriffen schützen. Jeder, der es nicht macht, sollte es lernen, schnell. Das kann in jedem Moment helfen, auch jetzt. Ich kann mich verteidigen, gegen zwei oder drei Leute, bei zehn geht es nicht mehr.
Bülent Erdogan, 18, Lehrling
Ich spiele mit Leidenschaft Fußball. Kampfsport brauche ich nicht. Man lernt automatisch auf der Straße, sich zu wehren. Es gibt ein paar Tricks, die ich drauf habe. Wenn du den ersten Schlag führst, haste schon gewonnen. Überall braucht man Selbstverteidigung. Am meisten im Osten. Im Jugendclub machen wir ein bißchen Kampfsport, den Rest auf der Straße.
Celal Sengel, 12, Schüler
Ich habe mit Kampfsport aufgehört. Es hat keinen Spaß mehr gemacht. Immer die gleichen Techniken. Wenn man in Not ist, braucht man Selbstverteidigung. Es gibt Leute, die einen immer wieder verprügeln wollen. Ich wehre mich dann, aber nicht aus Spaß. Ich kenne zum Beispiel Befreiungstechniken, wenn mich jemand heftig würgt.
Cihan Kuzay, 15, Schüler
Seit zwei Jahren mache ich Kickboxen – das hält fit. Ich kann mich selber verteidigen. Das Körpergefühl und die Taktik habe ich. Man braucht das. Wenn man Angst hat, nachts allein auf der Straße, dann gibt einem die Selbstverteidigung ein gutes Gefühl. Einmal wollten Leute meine Goldkette und meine Lederjacke klauen – da ich mich wehrte, haben die sie nicht bekommen. Ich habe nie angegriffen, aber geboxt habe ich schon.
Serkan Erdogus, 13, Schüler
Man benötigt Taekwondo zur Verteidigung gegen die Großen. Die greifen mich an, aus Spaß. Die versuchen, mich zu verkloppen. Da muß ich mich ja wehren. Ich mache dann den Side-Kick und den Front-Kick. Ich habe schon mal jemanden verletzt. Das war scheiße. Wenn man sich gegenseitig verletzt, dann ist das nicht schön. An Wettkämpfen nehme ich nicht teil, ein Schlüsselbein war gebrochen. Aber das passierte beim Fußball.
Lars Peter, 17, Schüler
Ich nahm mal an einer Probestunde beim Streetfighting teil, war aber nicht begeistert davon. Die Trainingsmethoden waren schlecht. Die hatten ein merkwürdiges Körpertraining. War nicht mein Stil. Wenn ich Kampfsport machen wollte, dann bräuchte ich einen vernünftigen Verein. Ein Freund von mir hat so einen Verein gefunden – der ist aber in Amerika, und ich habe nicht das Geld, den Kontinent zu wechseln.
Umfrage: Rafael Pilsczek
Fotos: Rolf Zöllner
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