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Bagger auf den Linden

■ Im Herbst sollen die Bauarbeiten für die U 5 unter der Straße Unter den Linden beginnen / Abholzungen geplant

Die Straße Unter den Linden fällt in diesem Herbst Baggern zum Opfer. Zwischen Charlottenstraße und Kronprinzenpalais wird eine drei Meter breite Baugrube entstehen. Dort will Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) für die Verlängerung der U-Bahnlinie 5 Leitungen für die Fernwärme verlegen lassen, noch bevor dann der Tunnel für die U-Bahn gebaut wird. Flanieren, wie es derzeit noch möglich ist, wird dann zu einem unschönen Erlebnis.

Die Gesamtkosten für die Verlängerung belaufen sich auf 1,3 Milliarden Mark. „Das ist alles Traumtänzerei“, kritisierte gestern der verkehrspolitische Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen, Michael Cramer, das Bauvorhaben, „die Finanzierung steht noch gar nicht.“ Die U-Bahnlinie 5 soll vom Alexanderplatz zum Lehrter Bahnhof führen. Die Inbetriebnahme der 4,2 Kilometer langen Strecke ist für Ende 2002 vorgesehen. Bei Baubeginn des Tunnels „müssen die Linden an der einstigen Prachtstraßen fallen“, wie Rudolf Eisenbach, Referatsleiter Bahnbau beim Bausenat, sagte. Noch sei man im Gespräch mit der Senatsverwaltung für Umweltschutz über die Bäume, doch es sei bereits sicher, daß Linden gefällt würden. Die Straße Unter den Linden werde aber nach den Bauarbeiten in voller Blüte wiedererstehen, hofft Eisenbach.

Ob die einstige Prachtstraße, in der sich in den zwanziger Jahren die göttliche Welt traf, wirklich zum Treffpunkt für TunneltouristInnen wird, ist aber unklar. Der Bündisgrüne Cramer wies darauf hin, daß noch kein Planfeststellungsverfahren für die Verlängerung der U-Bahnlinie 5 eingeleitet worden sei. In der Regel dauere die Durchführung dieses Verfahrens ein Jahr. Deshalb wisse er nicht, wie der Bausenat rechtzeitig die Genehmigung für den Tunnelbau erhalten wolle.

In der SPD könnte der Tunnel zu einem Streit über das Bauvorhaben führen. Der Parteitag der SPD hat sich gegen den Tunnel ausgesprochen, die Fraktion stimmte knapp für ihn. Die SPD- Abgeordnete Zillbach gehört zu den KritikerInnen des Vorhabens, konnte sich aber in der Fraktion nicht durchsetzen. Zillbach hält das neue Teilstück der U 5 für „nicht sinnvoll“. Sie sagte, daß die parallel zur geplanten U 5 laufenden S-Bahn, die Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof verbindet, ausreiche. Auch könne man sich eine Lösung überlegen, die eine Straßenbahn vorsehe.

Die Straße, die in zwei Wochen für die umstrittene Bauausstellung des Bausenators in der Mitte eingerüstet ist, werde, so Referatsleiter Eisenbach, aber während der Bauzeit nicht gesperrt, eingeschränkten Verkehr würde es allerdings geben. Da sich der Verkehr zu den Hauptverkehrszeiten jetzt schon staut, ist davon auszugehen, daß auf der Prachtmeile Unter den Linden bald nichts mehr geht – nicht mal der SpaziergängerInnen, der in Berlin sowieso auf unzählige Baulöcher, Baugruben und Bauzöne trifft. Rafael Pilsczek

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