Nicht „exakt“ informiert

■ Schmidbauer widerspricht sich selbst

Bonn (dpa/taz) – Kanzleramtsminister Bernd Schmidbauer (CDU) hat jetzt die Spekulationen darüber, ob und ab wann er in die Plutonium-Affäre verwickelt war, selber angeheizt: Der Süddeutschen Zeitung erklärte Schmidbauer, er habe bereits am 1. August vergangenen Jahres mit dem Münchner Oberstaatsanwalt Helmut Meier-Staude „über die Umstände des sogenannten Münchner Plutoniumschmuggels“ gesprochen. Das heiße aber nicht, daß er in die konkrete Aktion eingeweiht gewesen sei. Damals waren 363 Gramm des Bombenstoffs an Bord einer Lufthansa-Maschine von Moskau nach München transportiert worden.

Am Mittwoch hatte Schmidbauer noch in einer Presse-Erklärung verbreiten lassen, die Telefongespräche mit der Staatsanwaltschaft München hätten „ausschließlich den Schmuggelfall Tengen“ betroffen. In Tengen war im Mai 1994 bei dem mutmaßlichen Atomschmuggler Adolf Jäkler radioaktives Material gefunden worden. Der Regierungssprecher Peter Hausmann erklärte dazu gestern in Bonn: „Schmidbauers Äußerungen stehen im Einklang mit seinen Ausführungen vor der Parlamentarischen Kontrollkommission.“

Auf welche von Schmidbauers unterschiedlichen Äußerungen er sich dabei bezog, verriet er nicht: Derartige Detailfragen müsse der künftige Untersuchungsausschuß des Bundestags klären, sagte Hausmann.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Cornelie Sonntag-Wolgast hat Schmidbauers Erklärung mit den Worten kommentiert, sie fühle sich als Mitglied des Innenausschusses „verschaukelt“. Wenn Schmidbauer außerdem einer Zeitung gegenüber gesagt habe, er sei nicht „exakt“ in die Vorgänge um den Schmuggel von Plutonium eingeweiht gewesen, müsse der Umkehrschluß lauten: „In groben Zügen aber schon.“