Frau. Im Taxi. In der Nacht.

■ Frauensenatorin Bergmann (SPD) fordert nachts Sondertarif für Frauen / Taxi-Innung lehnt ab / Vorbilder in Göttingen, Braunschweig und Flensburg

Was in Göttingen, Braunschweig und Flensburg klappt, würde sich Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) auch für Berlin wünschen: ein Frauen- Nachttaxi auf privatwirtschaftlicher Basis. Im Klartext: Nachts soll für Frauen ein Sondertarif gelten.

In Göttingen gewährt einer der beiden konkurrierenden Taxirufe einen Preisnachlaß von 25 bis 30 Prozent. Die „Hallo-Taxi-GmbH“ begleicht die Differenz aus ihrem Werbeetat, denn der Nachttarif für Frauen dient auch der Imagepflege. Das Angebot werde „gut genutzt“, erklärte eine Mitarbeiterin. Der Anteil der Frauen, die den Sondertarif nutzen, mache 10 bis 15 Prozent der nächtlichen Fahrten aus.

„Einen Werbeetat haben wir nicht“, heißt es bei der Berliner Taxi-Innung. Der gerade neu gewählte Vorstand findet die Idee eines Nachttaxis für Frauen zwar grundsätzlich gut, einen verbilligten Nachttarif für Frauen lehnt er allerdings ab. „Wir können bei der wirtschaftlich schwierigen Lage keine Rabatte geben. Unsere Fahrer sind auf jeden Pfennig angewiesen“, stellt der Vorsitzende der Taxi-Innung, Wolfgang Wruck, fest. Man müsse eine andere Lösung finden. Wruck schlägt vor, daß der Senat einen Preisnachlaß von zehn Prozent finanziert.

Auch der Taxi-Verband Berlin würde sich für ein Frauen-Nachttaxi einsetzen, aber nicht zu Lasten der Taxifahrer, so der Vorsitzende Joachim Marquardt. Er könnte sich vorstellen, daß Sammeltaxis zum BVG-Preis verkehren. Eine Bezuschussung von Senatsseite hält Frauensenatorin Bergmann jedoch für unrealistisch. Daran seien seit 1983 schon mehrere Anläufe gescheitert, in Berlin ein Nachttaxi für Frauen einzurichten. In zahlreichen anderen Städten mußte der Nachttaxiservice für Frauen eingestellt werden, nachdem die Kommune kein Geld mehr zur Verfügung stellte.

Dennoch hofft die Arbeits- und Frauensenatorin weiterhin, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: mehr Sicherheit für Frauen, die nachts unterwegs sind, und zusätzliche Einnahmen für das kränkelnde Berliner Taxigewerbe. Bergmann will weitere Gespräche mit der Taxi-Innung führen. „Ich bin optimistisch, daß wir auf der privatwirtschaftlichen Basis eine Lösung finden können, wenn alle das wollen.“ Schließlich könnten die Taxibetriebe mit dem Sonderangebot neue Fahrgäste gewinnen. Dorothee Winden