Die Zinsuhr tickt

■ Flughafenuntersuchungsausschuß: LEG ging bei Grundstückskauf ein unnötiges Milliardenrisiko ein

Bei dem Kauf von 118 Hektar Ackerland für den Ausbau des Schönefelder Flughafens hat die Brandenburger Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) schwere Fehler gemacht. Wie die Befragung des Mainzer Bauunternehmers Thomas Brüning vor einem Untersuchungsausschuß des Abgeordnetenhauses gestern ergab, konnten Grundstücke rund um den Flughafen sehr viel billiger und unter geringerem Risiko erworben werden, als sie die LEG 1991 und 1992 betrieb.

Brüning hatte im selben Zeitraum rund 140 Hektar in Waßmannsdorf, Waltersdorf und Schönefeld für etwa 350 Millionen Mark erworben. Er hatte zu diesem Zweck mit seinem Bruder und drei Bekannten drei Gesellschaften in Liechtenstein gegründet, die als Käufer auftraten. Im Gegensatz zur LEG zahlten diese Gesellschaften pro Quadratmeter zwischen 230 und 260 Mark, wobei allerdings nur fünf bis zehn Prozent der Summen angezahlt wurden. Erst wenn auf dem Ackerland Baurecht geschaffen wird, zahlen die Liechtensteiner Briefkastenfirmen den restlichen Betrag.

Die Landesentwicklungsgesellschaft, die im Auftrag und auf volles Risiko der Berlin Brandenburger Flughafen Holding (BBF) Erweiterungsfläche erwerben sollte, zahlte dagegen bis zu 400 Mark pro Quadratmeter, und zwar sofort – unabhängig davon, ob die zuständigen Gemeinden und Berliner Bezirke die Landwirtschaftsflächen durch die Aufstellung und Änderung von Bebauungsplänen in Gewerbeflächen umwandeln werden. Bis heute durfte auf den Ackerflächen nichts gebaut werden, sagte der 39jährige Mainzer Bauunternehmer: „Da tickt für die LEG seit drei Jahren die Zinsuhr.“

Nach der bekanntesten pessimistischsten Schätzung führen die zu hohen Kaufpreise und nachteiligen Verträge bei der Flughafen- Holding bis zum Jahr 1997 zu einem Defizit von 900 Millionen Mark. Das Defizit müssen die drei Gesellschafter – das Land Berlin, das Land Brandenburg und der Bund – tragen.

Inzwischen ist das Brachland aufgrund geänderter Flughafenplanungen ohnehin kaum noch als Erweiterungsfläche für den Airport zu gebrauchen. Der Mainzer Bauunternehmer bezweifelte, daß die Holding jemals gewinnbringend die dann vorgesehenen Gewerbebauten vermieten kann. Die Holding müßte Büros für 70 Mark pro Quadratmeter vermieten, sagte Brüning, er habe dagegen Preise um die 25 Mark kalkuliert. Daß die Landesentwicklungsgesellschaft vor dem Kauf des Ackerlandes jemals realistisch kalkuliert habe, konnte sich der Mainzer Zeuge vor dem Ausschuß nicht vorstellen. Dirk Wildt