■ See The Legend – Kirk Douglas in München
: Tannenbaum mit Grübchen

München (taz) – Der Mann wird nächstes Jahr 80. Er hat bisher 81 Filme gedreht, vier Romane geschrieben und er verfügt über das berühmteste Grübchen der Filmgeschichte: Yssud Danielowitch Demsky, besser bekannt als Kirk Douglas, Sohn russischer Einwanderer nach Amerika, gehört zu den ganz Großen des amerikanischen Kinos. Recht so also, daß man zur Pressekonferenz anläßlich seines jüngsten Romanes „Der letzte Tango in Brooklyn“ den Königssaal des Bayerischen Hofes in München wählte. 50 Jahre Kinogeschichte – see the Legend.

Reporter des Satans, Van Gogh, Odysseus, Doc Holliday, Teufelsschüler, Spartacus, er hat sie alle gespielt. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Sein neuester Film „Greedy“ (Regie: Jonathan Lynn) wurde in München als Videopremiere vorgestellt. Nicht unbedingt sein Schaffenshöhepunkt, eher eine mühsam zusammengeschusterte Erbschleicherkomödie, die in immerfort neuen Verwicklungen die Devise „greed doesn't pay“ („Geiz zahlt sich nicht aus“) unters Volk zu bringen versucht. Es klang fast wie eine Entschuldigung, als Douglas, der in dem Film als reicher Erbonkel andauernd im Rollstuhl sitzt, berichtete, er habe kurz vorm Dreh einen schlimmen Hubschrauberunfall gehabt, da sei ihm die Rolle sehr entgegengekommen.

Inzwischen ist Douglas aber wieder gut zu Fuß. Und ein begnadeter Plauderer dazu. In überraschend gutem Deutsch machte er mehr als eine Stunde lang den Entertainer. Stolz brachte er selbst Zungenbrecher wie Karstadt- Oberpollinger (wo er am Samstag sein Buch signiert) über die Lippen. Und selbst wenn er ab und zu ins Englische verfiel, korrigierte er den Dolmetscher, wenn dieser nicht alles ganz genau übersetzte. Das Geheimnis des Sprachenlernens sei es, so verriet er, Lieder auswendig zu lernen. Zum Beweis schmetterte er fröhlich und fehlerfrei von „Du, du liegst mir am Herzen“ bis „O Tannenbaum“ fünf deutsche Lieder in den Saal. Und das, obwohl ihm seine Frau (und im übrigen auch sein Freund Frank Sinatra) immer gesagt hätten, „du kannst nicht singen“.

„Du kannst auch nicht schreiben“, habe man ihm ebenfalls immer gesagt, „aber jeder braucht eine Herausforderung“, und die sei nun einmal für ihn, auch Schriftsteller zu sein. Beim Filmen seien immer so viele Leute um einen herum, „beim Schreiben bin ich ganz allein mit meinen erfundenen Gestalten – und das ist wunderschön.“ Daß er nun einen Roman geschrieben habe, hänge damit zusammen, „daß man in einem Roman mehr sagen kann, als in einer Biographie“. So trage „Der letzte Tango in Brooklyn“ (Bastei- Lübbe) natürlich auch manche autobiographischen Züge. Logo, daß das Buch im nächsten Jahr mit Kirk Douglas in der Hauptrolle verfilmt werden soll.

Auf die Sexszenen in seinem Roman angesprochen, erklärte er: „Sex is a very important part of life“, was ihm auch Sohn Michael bestätigt habe. Und als zweite Lebensweisheit legte er noch einen Ratschlag für gute und lange Partnerschaften drauf (in zweiter Ehe seit 41 Jahren verheiratet): „Love me or hate me! Aber laß nie Gleichgültigkeit aufkommen!“

Schauspieler sei ein ziemlich kindlicher Beruf. „Oder können Sie sich einen wirklich erwachsen Mann vorstellen, der Cowboy spielt und sich mit Burt Lancaster herumschießt.“ Er habe sich sein Leben lang geweigert, ganz erwachsen zu werden, „aber das ist wohl notwendig, um kreativ zu sein“. Immerhin, seinen nächsten Film dreht das Kind Kirk Douglas mit seinem Sohn Michael zusammen. „Es geht um eine Vater- Sohn-Beziehung. Michael spielt den Sohn.“ Thomas Pampuch