: Japaner, kauft mehr US-Autoteile!
■ Drohgebärden bei US-japanischen Handelsgesprächen / Selbstverpflichtung der japanischen Industrie gefordert
Berlin (taz/AFP) – Schwere Geschütze haben die potentiellen Handelskrieger aufgefahren. Der US-Handelsbeauftragte Mickey Kantor bedroht seinen japanischen Gesprächspartner, Außenhandelsminister Ryutaro Hashimoto, mit der Verdoppelung der Zölle auf japanische Exporte in die USA im Wert von insgesamt einer Milliarde Dollar. Japan kontert mit der Drohung, die US-Regierung dann bei der neu eingerichteten Welthandelsorganisation WTO zu verklagen.
Bei den am Mittwoch im kanadischen Vancouver auf Ministerebene aufgenommenen US-japanischen Handelsgesprächen geht es um die Einfuhr von amerikanischen Autos und Autoteilen nach Japan. Die Verhandlungen werden wohl noch bis zum Wochenende dauern. Denn auch wenn die US-Waren durch den Dollar-Absturz immer billiger und die japanischen Waren umgekehrt immer teurer werden, so bleibt doch das Handelsungleichgewicht zwischen Japan und den USA bestehen. Jetzt wird erstmals über eine freiwillige Selbstverpflichtung der japanischen Industrie zum Kauf von US-Autoteilen gesprochen.
Mit freiem Welthandel hat das nicht viel zu tun. Zwar präsentiert sich Präsident Bill Clinton auf der einen Seite gern als Anwalt des freien Handels. Er peitschte sowohl die nordamerikanische Freihandelszone Nafta als auch die Handelsliberalisierung im Rahmen der Gatt-Verhandlungen durch. Aber das hindert ihn auf der anderen Seite nicht daran, Selbstbeschränkungen von allzu erfolgreichen Handelspartnern zu verlangen. Japan mit seinem riesigen Handelsüberschuß gegenüber den USA ist das hauptsächliche Opfer. Aber die US-Regierung versuchte zum Beispiel auch, für General Electric einen Auftrag für den Bau eines deutschen Kraftwerks zu erzwingen.
Selbst US-Handelsminister Ron Brown spricht immer häufiger von einem „Krieg“ und meint damit die Industriepolitik der US-Regierung, die immer öfter die Form eines Handelskriegs annimmt. Die Regierung will offenbar außerhalb aller marktwirtschaftlichen Regeln für die US-Industrie den Welthandel managen. Doch die Japaner, deren Autoindustrie durch den rapiden Wertzuwachs des Yen an schrumpfender Wettbewerbsfähigkeit zu leiden hat, werden Clinton kaum die Arbeit bei der Reduzierung des US-Defizits abnehmen. lieb
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