Lauter brüllen unterm Stadiondach

■ Die Ost-Kurve im Weserstadion wird jetzt doch überdacht

Vielleicht spielt Werder Bremen ab Ende nächsten Jahres noch besser. Dann nämlich hören die Spieler nicht mehr nur das Gebrüll der gegnerischen Fans in der Westkurve, sondern auch das der zahlenmäßig überlegenen heimischen Fans in der Ostkurve. Grund: Die Ostkurve bekommt nun doch endlich ein Dach, Baubeginn im Juni. So haben es jetzt Bürgermeister Wedemeier und das Präsidium des SV Werder Bremen beschlossen. Wer jedoch wieviel der 21 Mio. Baukosten übernimmt, darüber wurde gestern abend bei Redaktionsschluß noch verhandelt.

Zwar hat der SV Werder im vergangen Jahr angeboten, die Ostkurve selbst zu modernisieren, dafür aber auch das ganze Stadion für 'n Appel und 'n Ei verlangt, natürlich schuldenfrei. Die Stadt aber will ihr Stadion behalten und damit auch die Pachterlöse (2 Mio. pro Jahr) Neu ist jetzt das Angebot der Deutschen Städte-Reklame (DSR). Deren Vertrag mit der Stadt, daß die DSR hier lukrative Bandenwerbung machen darf, läuft nämlich bald aus. Die Stadt forderte jetzt mehr Abgaben aus dem Erlös oder würde sich sonst einen anderen Werber suchen. Um in Bremen weiterhin im Geschäft zu bleiben, hat die DSR vergangene Woche offenbar angeboten, sich mit acht Millionen am Ostkurven-Bau zu beteiligen.

Der Deal könnte so aussehen: Der SV Werder bezahlt alles, was er mehr haben will, nämlich das Internat für die Jugendfußballer, die Geschäftstelle und die Kommunikationsräume für die Fan-Clubs, das wären rund 3-4 Millionen Mark. Dazu vielleicht acht Millionen von der DSR. Den Rest, zehn Millionen, schießt die Stadt dazu.

Martin Thomas, sportpolitischer Sprecher der Grünen, freut sich zwar für die Fans, die schon viel zu lange im Regen gestanden hätten, ärgert sich aber über den Zeitpunkt der Entscheidung: „Eine Woche vor der Wahl ist plötzlich das Geld da. Das hätte man schon vor vier Jahren haben können, als das Bauen noch billiger war. Das ist zu durchsichtig, aber Fans sind nicht käuflich.“

Gespaltene Gefühle auch beim Bremer Fan-Projekt: Dort bangt man um die billigen Stehplätze. Ein Teil der Stehplätze soll in hochklappbare Sitzplätze umgewandelt werden, wie es die UEFA ab '96 für internationale Spiele verlangt. Das Fan-Projekt fordert, daß zwei Drittel der Sitzplätze bei nationalen Spielen weiterhin als Stehplätze zu nutzen sind. „Im Stehen kann man doch viel mehr Action machen!“

cis