Filmakademie vor dem Umzug

■ Wenders enttäuscht von Gesprächen mit Berliner Senat

Berlin (dpa/taz) – Ausgerechnet im Jubeljahr des Kinos wird die Europäische Filmakademie unter der Leitung von Wim Wenders möglicherweise Berlin verlassen müssen. „Wir hoffen noch auf Rettungsversuche in letzter Stunde“, sagte die Generalsekretärin der Akademie, Aina Bellis, gegenüber dpa. Wenders hatte zuvor von offenbar ergebnislosen Gesprächen mit dem Berliner Senat berichtet: „Es gab keinen Vorschlag, wie man uns halten könnte, und auch keine Idee.“

Die Filmakademie vergibt unter anderem den europäischen Filmpreis Felix. Sie hatte ihn zum ersten Mal 1988 in Berlin vergeben, als die Stadt Kulturhauptstadt Europas war. Die Akademie ist jetzt mit Paris, Straßburg und Stockholm über eine Verlegung im Gespräch. Der Preis soll künftig nach Möglichkeit in Straßburg alljährlich im Rahmen eines europäischen Filmfestivals vergeben werden. Sollte das Ende 1995 nicht möglich sein, wird der Felix noch einmal in Berlin vergeben werden – allerdings ohne größere Feierlichkeiten, schlicht im Rahmen der Generalversammlung der europäischen Filmakademie, was bekanntermaßen nicht allzuviel hermacht.

Die Akademie wird nur noch bis zum 31. Dezember 1995 mit 740.000 Mark aus dem Landeshaushalt unterstützt. 1996 fallen nach Angaben eines Sprechers der Berliner Kulturverwaltung zudem noch 1,5 Millionen Mark Subventionen für die Akademie aus dem Mediaprogramm der Europäischen Union weg.

Bellis hofft nun noch auf ein Gespräch mit der Berliner Kulturverwaltung, das nächste Woche stattfinden soll. Von dort habe man aber seit Deezember nichts mehr gehört. Damals hatte Kultursenator Ulrich Roloff-Momin in einer Sitzung des Kulturausschusses des Abgeordnetenhauses die Hoffnung geäußert, daß es doch noch gelingen könnte, die Filmakademie in Berlin zu halten, wozu auch Gespräche mit dem Land Brandenburg und dem Bund erforderlich seien. mn