Nachtangebot für Drogenprostituierte

■ Eigentlich sind alle Parteien dafür

Selbst FDP und CDU sind offenbar für ein Nachtangebot mit Kontaktladen und Ruheraum für Drogenprostituierte. Das jedenfalls las am Samstag auf dem Domshof der Bremer Landesverband „Akzept“, eine Vereinigung verschiedenster Drogenhilfe-Initiativen, aus den Antworten der Parteien auf sogenannte „Wahlprüfsteine“. Wenn alle dafür sind, warum tut sich nichts, fragte sich verdutzt Heino Stöver von „Akzept“.

Ein ähnliches Beispiel ist der Spritzentausch für Haftgefangene. Da will sich die FDP für eine „Regelung“ einsetzen, sogar Roswitha Erlenwein (CDU) ist nicht prinzipiell dagegen, wartet aber noch auf Erfahrungen aus anderen Ländern.. Stöver: „Da sind wir uns alle einig und warten nochmal acht Jahre.“ Es hängt am Justizsenator Scherf von der SPD. Zwar antwortete die SPD nicht auf die schriftlichen Fragen von „Akzept“, doch „Akzept“ fing den zufällig am Infostand auf dem Domshof vorbeischlendernden Scherf ab. Scherf: Die Beamten im Knast hätten eben so ihre Befürchtungen, wenn Gefangene Spritzen in die Hände bekämen.

Nur beim Wahlprüfstein „Gesundheitsräume“ erntete die Drogenhilfeinstitutionen Absagen von mehreren Parteien. Solch einen Gesundheitsraum gibt es jetzt als Bus in Hamburg. Unterschied zur Drobs in der Bauernstraße: Nach einer Beratung z.B. über die am wenigstens schädliche Kanüle für einen Schuß in die Leiste werden die Abhängigen nicht auf die Straße geschickt, wo sie dann hinters nächste Gebüsch stolpern und sich aus einer Pfütze Wasser aufziehen. Nein, sie können sich im Bus ihren Schuß setzen: mit einem Tampon statt Zigarettenfilter als Filter, sterilem Wasser, richtigem Abbindegurt ... Geduldet wird dieser Drogengebrauch in Hamburg, weil er im Rahmen der medizinischen safer-use-Beratung stattfindet.

Solch einen „Gesundheitsraum“ als Bus auf einem unsensiblen Platz wünscht sich auch der Bremr Landesverband „Akzept“. Nicht jedoch die Grüne Karoline Linnert. Drogenkonsum werde ja schon in den Unterkünften geduldet. Und sowieso würden Gesundheitsräume am Protest der Wohnbevölkerung drumherum scheitern. cis