Sanssouci
: Vorschlag

■ Nachvollziehbar gemacht: Die Geschichte eines dorischen Kapitells

Abbildung: Katalog

Manolis Korres leitet die Restaurierungsarbeiten des Parthenons auf der Athener Akropolis. Schon in der Ausstellung „Die Explosion des Parthenons“ im damaligen Antikenmuseum vermittelte er dem Berliner Publikum neueste Erkenntnisse über die griechische Architektur in Form von Zeichnungen. In der Stiftung Griechische Kultur veranschaulicht er jetzt den Werdegang eines dorischen Kapitells, das für den Parthenon bestimmt war, wegen eines Haarrisses aber nie verwendet wurde. Es ist noch heute halbfertig auf der Akropolis zu sehen.

Zeichnerisch erläutert Korres alle Arbeitsstufen der antiken Steinmetzarbeit. Es beginnt im Steinbruch des Berges Pentelikon, etwa siebzehn Kilometer von Athen entfernt. Auf den ersten Bildern sieht man, wie – den natürlichen Rissen des Gesteins folgend – ein Marmorblock gewonnen wird. Das Kapitell wird an Ort und Stelle halb fertiggestellt und mit Hilfe von Holzschlitten aus dem Steinbruch gezogen. Der Transport des zwölf Tonnen schweren Marmorblocks vom Pentelikon nach Athen war ein Ereignis, und so stellt Korres es auch dar: Der von mehreren Maultiergespannen gezogene Wagen erregt die Aufmerksamkeit der Bevölkerung, die stolz und begeistert auf das große Bauprojekt reagiert. Am Abend erreicht der Wagen die Stadt und hält vor der Rampe des Propylons. Jetzt muß der Block auf den hoch gelegenen Arbeitsplatz der Akropolis transportiert werden. Hier wartet er – vergeblich – auf seine Verwendung und beobachtet die Vollendung des Tempels sowie dessen wechselvolles Schicksal im Laufe der Jahrhunderte.

Die Zeichnungen demonstrieren, mit wie wenigen Mitteln die großen, antiken Monumente gebaut wurden. Und in welcher Geschwindigkeit: In nur acht oder neun Jahren (447–438 v.Chr.) entstand der Parthenon, der wichtigste Bau der griechischen Antike – dank der Qualität der Werkzeuge, der Qualifikation der Arbeitskräfte und der perfekten Organisation der Arbeit. In der Ausstellung sind außerdem die wenigen erhaltenen Steinbrüche am Pentelikon dokumentiert. Die meisten anderen sind in unserem Jahrhundert zerstört worden – durch die planlose Ausbeutung des Marmorvorkommens. Aris Blanas

„Vom Penteli zum Parthenon“, bis 12.5., Stiftung Griechische Kultur, Wittenbergplatz 3 a, Schöneberg