AB-Maßnahme für Bersarin-Forscher

■ Diepgen will von Umbenennungs-Kommission neue Stellungnahme zum Bersarinplatz / Stölzl: „Das bringt nichts“

Schlappe für Verkehrssenator Herwig Haase (CDU): Die von ihm geplante Umbenennung des Bersarinplatzes in Baltenplatz hat Eberhard Diepgen (CDU) gestoppt. Die im vergangenen Jahr aufgelöste „Unabhängige Kommission zur Umbenennung von Straßen“ hatte 1994 die Namensänderung mit knapper Mehrheit empfohlen. Jetzt soll sie erneut eine Einschätzung des Namensgebers Bersarins abgeben. Erst danach, so Senatssprecher Butz, werde über die Bezeichnung entschieden. Nikolai Bersarin war nach dem Krieg erster sowjetischer Stadtkommandant von Berlin.

Daß sich nun die siebenköpfige Kommission erneut zusammensetzen soll, stieß bei den von der taz befragten ehemaligen Mitgliedern auf Unverständnis und Ablehnung. „Das bringt nichts“, sagte der Leiter des Deutschen Historischen Museums (DHM), Christoph Stölzl, der mit dem FU-Historiker Arnulf Baring, der Stadtältesten Ursula Besser und dem Referenten des Bischöflichen Ordinariats, Peter Matz, für die Umbenennung gestimmt hatte. Denn seit dem Abschlußbericht hätten sich „überhaupt keine neuen Gesichtspunkte“ ergeben, meinte Stölzl. Er riet Politikern, das zu tun, wofür sie gewählt worden seien, „nämlich Entscheidungen zu treffen“. Auch Matz kritisierte den Diepgen-Vorschlag. Die Entscheidung für die Umbenennung in Baltenplatz sei damals „mit Bedacht“ gewählt worden.

Heinrich August Winkler, Historiker an der Humboldt-Universität, kritisierte den Verkehrssenator. Haase habe das „republikanische Anliegen“ der Umbenennungskommission fälschlicherweise als „schwarzweißrote Nostalgiepflege“ verstanden. Winkler hatte damals mit der Stadtältesten Ella Barowsky sowie mit Laurenz Demps, ebenfalls Historiker an der Humboldt-Uni, gegen die Umbenennung von Bersarin gestimmt. Der Historiker hielt gestern eine erneute Stellungnahme der Komission ebenfalls für sinnlos. Die Änderung des Namens von Baltenplatz in Bersarinplatz erfolgte lange vor Gründung der DDR durch den Magistrat, so daß es für eine Umbenennung keinen Grund gäbe. Der Senator habe ohnehin sehr viele Empfehlungen der Kommission ignoriert, auch an den Beschluß gegen Bersarin brauche er sich nicht zu halten. Dirk Wildt