Der Name Schimmel klingt nicht sehr islamisch

■ Rushdie wehrt sich gegen Orientalistin

Kopenhagen (dpa) – Salman Rushdie wehrt sich gegen die Vorwürfe der Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels, Annemarie Schimmel: „Der Name Annemarie Schimmel klingt in meinen Ohren nicht sehr islamisch. Salman Rushdie dagegen ist es. Es würde mich auch sehr interessieren, ob sie mein Buch wirklich gelesen hat“, sagte der Autor gestern in Kopenhagen. Nach Ansicht der Islamwissenschaftlerin hat Rushdie „Millionen von Gläubigen“ und den Propheten Mohammed mit seinem Buch „Die satanischen Verse“ beleidigt.

Rushdie, der zuvor mit dem dänischen Ministerpräsidenten Poul Nyrup Rasmussen gesprochen hatte, wies dies zurück. „Ich erwarte einfach, daß Leute, die mein Buch nicht mögen, mich deshalb nicht gleich umbringen“, sagte der Autor. „Es ist interessant, daß ich einen seit fast 1.400 Jahren toten Mann beleidigen kann. Annemarie Schimmel verfügt zweifellos über Kontakte, die mir fehlen.“

Beleidigung durch ein Buch sei normaler Teil des literarischen Betriebs. „Menschen mit religiöser Überzeugung neigen dazu, sich beleidigt zu fühlen.“ Umgekehrt würden Personen ohne religiöse Überzeugung von solchen mit einer Religion täglich beleidigt. Sie neigten aber weniger dazu, sich darüber zu beklagen.

Schimmel hatte gestern ihre Ansicht bekräftigt: „Rushdie hat den Propheten beleidigt. Das kann nicht einfach so hingenommen werden.“ Der Westen müsse lernen, sich in die Herzen der Menschen der islamischen Welt zu versetzen – bei aller Kritik an der Morddrohung. „Ich glaube, der Iran merkt aber langsam, daß er sich mit dem gräßlichen Todesurteil in eine Sackgasse manövriert hat. [...] Je weniger Druck wir ausüben, desto eher verläuft das alles im Sande.“

Schimmel war in der vergangenen Woche der Friedenspreis des deutschen Buchhandels zuerkannt worden. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels bekannte sich gestern zu seiner Preisträgerin.