Spurensuche im Nebel

„Bestimmte Erfahrungen kann man nur selbst machen.“ Zeigen kann man sie nicht. Was Tristan Vankann über seinen Beitrag zur Fotoausstellung „Spurensuche“ schreibt, gilt auch für die übrigen Arbeiten. „Erinnern für die Zukunft“: Mit diesem Anspruch haben sich 13 Fotografinnen und Fotografen der HfK in Bremen umgesehen. Es galt, die noch vorhandenen Spuren des Krieges zu dokumentieren, bevor auch diese verschwinden. Doch da ist nicht mehr viel zu retten. Was die Bilder hergeben, ist vor allem das Gras, das über die Geschichte gewachsen ist. Vankann unternimmt mit seiner Kamera eine Reise nach Gotha, hält die Stationen einer Bremer Kriegswitwe fest, die 1945 zu ihrem – bereits verstorbenen – Mann reist. Heute zeigen die Bilder vor allem die dröhnende Normalität: saubergekehrte Bahnsteige, graue Stadtfassaden. Diese Bilder zeigen eindrucksvoll die Mechanik des Vergessens. Die Erfahrungen von damals lassen sich nicht mit der Kamera festhalten. Die Oberflächen der Bunker, der lieblich zugewachsenen Grabkreuze erscheinen im Bild oft sogar in sehr angenehmem Licht – mal romantisch, mal feierlich. Da ist es konsequent, wenn Nikolai Wolff alles gezielt unscharf ablichtet: Daß z.B. das „Haus Riensberg“, heute Teil des Fockemuseums, ehemals als SS-Zentrale diente – keine Spur mehr davon. Die Geschichte versinkt im Nebel. Nur wenige Schriftdokumente, die den Bildern beigefügt sind, erhellen bruchstückhaft das Grauen der Vergangenheit. tw

Bis 14.5., Dechanatstr. 13-15; Fr. 15-19 Uhr, Sa/So. 11-15 Uhr