Jenseits von Innovation

■ Frauenprojekte-Bilanz versackte im Wahlkampfgerede

Es hätte eine intelligente Diskussion werden können – das Podium zur „Bedeutung der Frauenprojekte“ war mit der Frauenbeauftragten Ulrike Hauffe, der Psychologin Gabriele Freytag und Vertreterinnen aus Politik und Frauenprojekten gut besetzt. Das selbstbewußte und zugleich selbstkritische Eingangs-Statement von Katja Barloschky von der Beschäftigungsinitiative Quirl hätte dem Mittwoch abend im Konsul-Hackfeld-Haus eine interessante Richtung geben können: Sie würzte das Lob über kontinuierliche Projektearbeit mit Selbstkritik.

„Wir Frauenprojekte sollten wieder stärker politisch argumentieren und Positionen zwischen ,Political Correctness' und ,Backlash' weiterentwickeln.“ Mit der Ambivalenz, staatlich bezahlt zugleich patriarchalische Strukturen zu demontieren, müsse bewußt umgegangen werden. Frauenpolitik könne den Projekten dafür den Rücken frei halten: Weniger Bürokratie hieß ihre Forderung.

Gabriele Freytag, Supervisorin zahlreicher Frauenprojekte, schloß sich an: Die versteckte Anerkennung der feministischen Projekte, „denn unsere Ideen werden doch nach kurzer Zeit alle als BAT2 -Stellen in den Ämtern verankert“, müsse endlich in gezielte Förderung des Innovationspotentials münden. Die politische Diskussion dürfe nicht nur Opfereinrichtungen wie Frauenhaus und Gesundheitszentren berücksichtigen.

Die Veranstaltung selbst fiel jedoch nicht innovativ aus. Der Wahlkampf drückte. Anders als vor vier Jahren, als es um das Mädchenhaus ging, gab es keine großen Forderungen. Frauensenatorin Sabine Uhl legte ihre Wahlkampf-Platte auf: „Wir haben trotz ABM-Einbruch Projekte abgesichert“. Öfter als sonst, mit Seitenblick auf das multikulturelle De Colores-Projekt, sprach sie das Wort „Migrantin“ aus – und versprach vom wackligen senatorischen Posten aus, sich für dieses Projekt einzusetzen. Im übrigen lautete ihr Refrain „Maria und ich“ – in hilfloser Hinwendung zur Grünen Maria Spieker.

Die, ebenfalls im grün-roten Wahlkampf, zeigte ihrer Politikerin-Kollegin nicht die grüne Karte. Spieker wandte sich stattdessen ans Publikum: Künstlerinnenförderung und Mädchenförderplan stand groß darauf. Die rund 200 Zuhörerinnen nahmen's emotionslos auf – wie eine Leistung, die von einer Politikerin doch erwartet werden darf.

Die Frauen im Publikum vermieden die Konfrontation. Distanz herrschte am Mittwoch zwischen Politik und Projekten. Und dann riet auch noch die Moderatorin den Politikerinnen, Ärger und Resignation ihrer Klientel – über das abgerissene Buntentorhaus beispielsweise – nicht als Angriff zu begreifen. Lieber sollten sie daraus Energie schöpfen für die weitere Arbeit. Eva Rhode