Unbeschreiblich neu

■ Israel-Tage: Brahms' „Ein deutsches Requiem“, am Sonntag im Bremer Dom

Was uns heute so selbstverständlich ans Gemüt gehend klingt, hatte zum Zeitpunkt der Uraufführung im Bremer Dom 1868 einen ganz anderen Stellenwert: Brahms' Entscheidung, nicht die christliche Erlösungsidee, sondern die Schicksalsidee, die Seligpreisung der Leidtragenden allein zu thematisieren und dieses auch noch „Requiem“ zu nennen, war für nicht wenige ein Provokation.

Brahms hat sich die Texte aus der Bibel selbst zusammengestellt; weder, als er das Requiem schrieb, noch später „glaubte er an die Unsterblichkeit der Seele.“ Brahms' schrieb das Opus auf den Tod seiner Mutter – der Name „Christus“ taucht nicht einmal darin auf. Auch musikalisch war es revolutionär: Das zweiteilige Werk für Sopran und Bariton, Chor und Orchester weist in seinen motivischen Verschränkungen und versteckten Einarbeitungen von Chorälen eine Kompositionstechnik auf, die den Uraufführungskritiker zu dem Urteil veranlaßte: „Musik von unbeschreiblicher Neuheit“.

Für Wolfgang Helbich und den Bremer Domchor ist Brahms' „Deutsches Requiem“ ein zentrales Stück seiner Arbeit. Gespannt darf man sein auf das erst 1991 aus russischen Einwanderern und jungen Israelis gegründete „Israel Symphony Orchester Ra'anana“. Neben dem Aufbauihres Repertoires hat sich dieses Orchester zur Aufgabe gemacht, ein Zentrum für jüdische Musik in Israel zu gründen

Ute Schalz-Laurenze

Sonntag, 14.5., 20 Uhr im Dom