■ Straßmanns kleine Warenkunde
: Der Magnet-Seifenhalter

In den Fünfzigern kam so manches auf. (Der Autor lehnt sich zurück, steckt eine Zigarette an, würde jetzt gern ein wenig schwadronieren, ja bramarbasieren, auch hyperventilieren angesichts der Fünfziger, die, als sie waren, viele erlebten, heute aber nur noch wenige erlebt haben. Gottchen das Gemüse, das heutzutage rumläuft und den Hals aufreißt! Doch seien wir milde: Wir haben damals auch den Hals aufgerissen, allerdings wurde damals der Hals noch regelmäßig mit einem Waschlappen gewaschen. Wann haben Sie das letzte Mal einen Waschlappen zur Hand genommen? Naaaaa? Frage ich gedehnt. Und die Seife vom Magnet-Seifenhalter genommen?

Jetzt sind Sie genauso überrascht wie ich, nicht wahr? Ganz oben im Text stand eine Klammer-auf. Und jetzt sind wir bereits beim Thema, ohne die Klammer-zu benutzt zu haben! Das ist meines Wissens der erste Fall in der langen Geschichte des Zeitunswesens, daß ein Artikel mit einer einzigen, isolierten, monadengleichen Klammer-auf auskommt, ohne dadurch sinnlos oder gar schwer verständlich zu wirken. Generationen von Germanistikstudenten werden über dieses Phänomen, das man nicht umhinkommen wird „Straßmannsches Klammerwunder“ zu nennen, Semesterarbeiten schreiben. Eine anrührende Vorstellung, daß vielleicht in hundert Jahren Germanisten reüssieren mit Promotionen zum Thema „Das Straßmannsche Klammerwunder im Spiegel der wissenschaftlichen Rezeption“. Sieht so der Schritt in die Unsterblichkeit aus?

Der Magnet-Seifenhalter hat den Schritt in die Unsterblichkeit längst getan. Seine Sinnhaftigkeit ist unbezweifelbar, weil schlechthin evident. Eine Tragödie sondergleichen ist, daß sich sein Erfinder nicht im Produktnamen verewigt sehen konnte (vgl. Hoffmanns Stärke, Draisine, Saxophon). Dieser Mensch, wir nennen ihn Zielonka, muß einerseits wie wir alle gewesen sein: Er fand es fies, daß Seife nach dem Gebrauch, egal wohin man sie legt, an der Unterseite aufgrund stauender Nässe matschig wird. Solchen Seifenmatsch anzufassen, gar noch zu benutzen, um den Hals zu waschen oder den Fuß, vermeidet das denkende Wesen, seit es sich vom Urschleim freigekämpft hat. Zielonka aber fand nicht nur fies: er erfand. Den Zielonkaschen Seifenhalter. In der Luxusausführung (selbstklebend, Chromlook) erstehen wir den Zielonkaschen Seifenhalter für drei Mark bei Horten (4. Etage, „Fundgrube“). Ich versichere Ihnen: Das in die Seife zu bohrende Blechteil zackt sich immer noch, genau wie in den Fünfzigern, am Rande so schmuckbordürengleich, daß man schreien möchte vor Lust. BuS