Sanssouci: Vorschlag
■ Der ägyptische Sänger Ali Hassan Kuban im Franz-Klub
Ali Hassan Kuban ist nicht mehr der Jüngste. Seine Karriere begann der ostägyptische Sänger bei Hochzeitsfesten in der Nilgegend, wo er mit Begleitmusikern aufspielte. Für die mehrtägigen Zeremonien ist musikalische Vielseitigkeit unerläßlich. Von der Dudelsackmusik, die den Brauttransport begleitet, zu den Gesängen, die die Eröffnungszeremonie, das Bemalen der Hände mit Henna und das Duftberäuchern der Braut, untermalen, wechselt Kuban problemlos. Männer und Frauen stimmen sich in separaten Räumen mit Klatschgesängen und Tänzen auf die kommenden Tage ein. Immer mehr Trommeln, immer abgehacktere Rhythmen kommen hinzu, wenn am zweiten Tag Männer und Frauen gemeinsam den traditionellen „Kaf“ tanzen.
Bei seinen Konzerten reichern Ali Hassan Kuban und seine Musiker die traditionelle Musik mit Salsa, Samba und afrokubanischen Rhythmen an und steigern das Tempo um ein Vielfaches. Zu Kaf-Rhythmen und traditionellem Gesang setzt Kuban Saxophone, Synthesizer und elektrischen Baß ein, bis die Ethno- Funk-Mischung stimmt. In Ägypten und im Nordsudan ist Kuban ein Star. Talent beweist er auch mit seinen Werbestrategien. Auf dem Cover der 1992 erschienenen Platte „Walk like a Nubian“ – der gelungensten Antwort auf den Pretenders-Hit „Walk like an Egyptian“ – ist Kuban im rosaroten Anzug auf einem Nilboot zu sehen. Das Foto hat etwas von einer Mischung aus amerikanischen und indischen Filmplakaten: Agfa Color, handbemalt.
Ali Hassan Kuban hat nicht nur eine Band, er ist auch so etwas wie eine „Versorgungseinheit“. 60 Angestellte arbeiten in seiner 1960 errichteten „Nubian Artist Agency“. Bis heute ist das Zentrum Treffpunkt für alle möglichen MusikerInnen, MalerInnen, KomponistInnen und TänzerInnen. Ali Hassan Kuban selbst nahm seine erste Kassette 1977 für eine kuwaitische Firma auf. Zwölf Jahre später veröffentlichte Piranha in Berlin eine Zusammenstellung seiner Hits. Zwei Jahre und mehr als 140 Auftritte später hatte er mit seiner Nubian Band sein US- und Japan-Debüt. Heute abend ist er nun in Berlin zu erleben. Annette Weber
22 Uhr, Franz-Klub, Schönhauser Allee 36–39, Prenzlauer Berg
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