Letztes Jäger-Latein zum Vulkan-Konzept

■ Wie die FDP einen Tag vor der Bürgerschaftswahl die Presse einspannen wollte

Ein allerletztes Mal hat Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) am Freitag versucht, die Bremer Medien nach seiner Pfeife tanzen zu lassen – und konnte zumindest beim Weser-Kurier einen Teilerfolg verbuchen.

„Wirtschaftsprüfer zweifeln am Werften-Konzept des Vulkan“ titelte das Blatt am Tag vor der Bürgerschaftswahl auf der ersten Seite und berief sich auf Informationen aus einer „Zwischenstellungnahme“ der Wirtschaftsprüfer „C&L Deutsche Revision“, die das Überlebenskonzept des Vulkan für seine Bremer Werften analysiert haben. Doch diese Zwischenstellungnahme lag dem Weser-Kurier gar nicht – wie die saftige Überschrift suggeriert – vor. Gestützt ist der Artikel lediglich auf ein zweiseitiges Stichwortpapier, das ein Beamter des Wirtschaftsressorts nach Einsicht in das Wirtschaftsprüfer-Papier für seinen Senator Claus Jäger angefertigt hatte.

Das einzige Exemplar der Zwischenstellungnahme der Wirtschaftsprüfer liegt seit vergangener Woche nämlich auf dem Tisch von Finanzsenator Manfred Fluß. Und der hütet es wie seinen Augapfel. Schließlich hatten weder er noch der Rest der SPD-Mitglieder im Senat ein Interesse daran, mögliche Schwierigkeiten des Vulkan-Überlebenskonzeptes noch vor der Bürgerschaftswahl an die Öffentlichkeit zu bringen. Und so war vereinbart, daß das brisante Papier erst heute, am Tag nach der Wahl, an die Senatoren für Wirtschaft (Claus Jäger) und Arbeit (Sabine Uhl) herausgegeben wird.

Doch darauf wollte der mit seiner Partei an der Fünf-Prozent-Absturzgrenze operierende Jäger natürlich nicht warten. Und so faxte seine Pressesprecherin die subjektive Stichwort-Zusammenfassung des Beamten aus dem Wirtschaftsressort am Freitag nachmittag gegen 16.30 Uhr an „Buten&Binnen“ und den Weser-Kurier. Ein günstiger Termin, schließlich ist um diese Uhrzeit in Bremens Behörden eine Nachfrage so gut wie ausgeschlossen.

Doch wie der Zufall so will, erfuhr Finanzsenator Fluß von der Meldung, die „Buten&Binnen“ anhand der Informationen aus dem Jäger-Ressort um 17.10 Uhr ausgestrahlt hatte. Und so tauchte in der Hauptsendung um 19.20 Uhr dann auch die Stellungnahme von Fluß auf, die Wirtschaftsprüfer sähen das Vulkan-Konzept im großen und ganzen als überlebensfähig an. Der Weser-Kurier machte daraus schließlich eine Unterzeile zur schlechten Nachricht: „Senator Fluß trotzdem optimistisch“.

Auch wenn der sachliche Kern des Medienwirbels diesmal noch im Dunkeln liegt – sicher ist auf jeden Fall, daß die Sorge um die Bremer Vulkan-Arbeitsplätze ein prima Wahlkampfthema war. Und das hatte nicht nur Wirtschaftssenator Jäger gemerkt. Auch Bürgermeister Wedemeier hatte beim Abfassen seiner schriftlichen 200-Millionen-Zusage an Vulkan-Chef Hennemann sicherlich nicht zuletzt die WählerInnen-Stimmen vor Augen.

Ase